Er muss ein stolzer Wal gewesen sein. Vor der Küste Alaska beendeten Jäger das Leben eines Grönlandwals, in dessen Haut noch die Spitze einer Harpune aus dem 19. Jahrhundert steckte.

Boston. Walfänger haben in einem vor Alaska erlegten Grönlandwal die Spitze einer mehr als hundert Jahre alten Harpune gefunden. Das etwa 13 Zentimeter lange Metallstück steckte in einem Knochen neben dem Schulterblatt. Es ist einem Bericht der US- Zeitung "Standard-Times" vom Mittwoch zufolge ein Hinweis darauf, dass der Wal möglicherweise älter als 130 Jahre war.

Die Direktorin des Walfangmuseums in New Bedford im US-Bundesstaat Massachusetts, Ann Brengle, nannte den Fund aufregend. "Weil wir wissen, wann diese Waffen in Alaska eingeführt wurden, ist das ein deutlicher Anhaltspunkt dafür, wie alt der Wal sein könnte", sagte sie der Zeitung. Bisher ist das Alter von Grönlandwalen durch chemische Analysen ihrer Augenlinsen bestimmt worden. Wie alt die Meeressäuger werden können, ist nicht genau bekannt. In einer Studie wurde ein Einzeltier nach Angaben der Umweltstiftung WWF auf mehr als 200 Jahre geschätzt.

Bei der entdeckten Speerspitze handelt es sich nach Erkenntnissen des Museums um eine Harpunenart, die vor 1885 hergestellt wurde. Sie hatte einen kleinen metallischen Zylinder, der mit Sprengstoff gefüllt und zeitverzögert gezündet werden konnte. Offensichtlich hatte das Geschoss den Wal damals getroffen, aber nicht getötet.

Nach Angaben von Museumskurator John Bockstoce, einem Fachmann für arktische Geschichte, sind schon früher alte Harpunenteile in erlegten Walen entdeckt worden. Es sei bisher jedoch schwer gewesen, Herkunft und Alter zu bestimmen. "Das ist eine der ersten, bei der wir annähernd sagen können, von wann sie stammt", erklärte er. "Sie ist irgendwann um 1890 abgefeuert worden."

Der Wal war am 16. Mai von Inuit in Alaska erlegt worden. Sie gaben den Fund über einen Wildbiologen an das Museum in New Bedford weiter, das sich auf die Erforschung des Walfangs spezialisiert hat. Die Inuit stammen aus einem der zehn Dörfer in Alaska, die mit Sondererlaubnis der internationalen Walfangkommission zur Nahrungssicherung eine bestimmte Quote der stark bedrohten Meeressäuger jagen dürfen.

Grönlandwale (Balaena mysticetus) bewohnen ausschließlich die kalten Meeresregionen an der Packeisgrenze der Arktis. Sie werden etwa 15 Meter lang und 60 bis 80 Tonnen schwer. Der Bestand wird heute auf noch rund 11 000 Tiere geschätzt.