Der Maler Jörg Immendorff ist nach langem Kampf gegen die Nervenkrankheit ALS im Alter von 61 Jahren gestorben. Der Künstler erlag am Montagmorgen gegen zwei Uhr in seinem Haus in Düsseldorf einem Herzstillstand, wie Immendorffs behandelnder Neurologe Thomas Meyer in Berlin mitteilte.

Immendorff erkrankte 1998 und wurde seit Ende 2005 künstlich mit Hilfe eines Luftröhrenschnittes beatmet. Der Zeitpunkt der Beerdigung stand zunächst noch nicht fest.

Immendorff hatte noch kurz vor seinem Tod betont, dass er nicht wiederbelebt werden möchte, wie sein Arzt sagte. Die Intensivschwester habe danach auch gehandelt. Wegen der fortgeschrittenen Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) konnte der Künstler in den vergangenen Monaten seine Arme und Beine nicht mehr bewegen, aber normal sprechen. Noch im März übergab er Altkanzler Gerhard Schröder ein goldenes Porträt.

Der ALS-Experte Meyer sagte der AP, er habe Immendorff das letzte Mal am Dienstag in Düsseldorf gesehen. Dabei habe es körperlich keine Anzeichen für eine Verschlechterung seines Zustandes gegeben. Immendorff habe ausführlich über eine Patientenverfügung gesprochen. "Er war sehr entschlossen, dass er keine lebensverlängernden Maßnahmen will", sagte Meyer. Der Tod sei wie von Immendorff gewünscht friedlich eingetreten. Er habe nicht leiden müssen.

Immendorff lehrte an der Düsseldorfer Kunstakademie und galt als einer der erfolgreichsten Künstler der Welt überhaupt. 1996 wurde der Joseph-Beuys-Schüler mit dem mexikanischen Marco-Polo-Preis ausgezeichnet, der mit 250.000 Dollar höchstdotierten Kunstauszeichnung. Schröder nahm den Künstler gerne als kulturpolitisches Aushängeschild mit auf Auslandsreisen.

Der 1945 bei Lüneburg geborene Künstler, der mit seiner früheren Meisterschülerin Oda Jaune verheiratet war, hatte viele Gastprofessuren, baute Bühnenbilder für die Salzburger Festspiele und entwarf auch mal eine Modekollektion. Immendorff war Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Salzburg und seit 1998 Träger des Verdienstordens der Bundesrepublik.

Spenden für ALS-Studien gesammelt

Bundesweit Schlagzeilen machte der Maler, als er im Jahr 2003 in einem Düsseldorfer Hotel bei einer Party mit Prosituierten mit 6,5 Gramm Kokain aufgegriffen wurde. Im August 2004 wurde er zu einer Bewährungsstrafe von elf Monaten wegen illegalen Drogenbesitzes verurteilt. In seinem Rauschgift-Prozess räumte er ein, jahrelang Kokain genommen zu haben, um mit der Angst vor dem sicheren Tod durch Ersticken leben zu können. Damals sprach er auch von seiner "Lebensgier", die ihn auch künstlerisch am Leben halte.

Nach Beginn der Krankheit 1998 hatte Immendorff zunächst mit Störungen in der linken Hand, seiner Arbeitshand, zu kämpfen. Später war auch sein rechter Arm betroffen. Zur Erforschung der seltenen Krankheit engagierte sich der Künstler gemeinsam mit seinem Arzt Thomas Meyer in einer Initiative, mit der bislang 100.000 Euro für Studien gesammelt wurden. Meyer arbeitet im ALS-Zentrum der Berliner Charite.