Um staatliche Zuwendungen zu erhalten, Schulden zu regulieren oder einen drohenden Wohnungsverlust aufzufangen, müssen Anträge gestellt und Ämter aufgesucht werden. Doch Betroffene, die sich ohnehin schon in einer angespannten Lebenslage befinden, fühlen sich damit oft überfordert. Zum Glück gibt es Menschen, die ihnen zur Seite stehen. Die Ämterlotsen des Diakonischen Werks Hamburg begleiten Betroffene ehrenamtlich zu Behörden, Banken oder anderen Einrichtungen. „Wir unterstützen die Menschen dabei, ihre Anliegen durchzusetzen“, sagt Regina Oldenburg. Die kaufmännische Angestellte engagiert sich mehrmals im Monat als Behördenbegleiterin.

Sie geht etwa mit einem Betroffenen, dem eine Pfändung droht, zum Banktermin, damit er ein sogenanntes Pfändungsschutzkonto einrichten kann. Bei diesem Schritt sei es schon häufig vorgekommen, dass die Antragsteller von den Geldinstituten abgewiesen worden seien, obwohl sie ein Anrecht auf ein solches Konto hätten. „Es hat sich gezeigt, dass sie ernster genommen werden, wenn sie einen Ämterlotsen dabeihaben“, sagt Oldenburg.

Aufgrund ihres Berufes kennt sie sich mit Zahlen und Formularen gut aus und ist auch beim Ausfüllen von Anträgen behilflich. „Ich darf allerdings keine Rechtsauskünfte geben, die Aufgabe als Ämterlotsin besteht in der Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt die zweifache Mutter. Manchmal reiche schon moralische Unterstützung. „Nicht nur Antragsteller, auch Sachbearbeiter haben uns zurückgemeldet, dass wir als emotional unbeteiligte Personen in manchen gereizten Situationen beruhigend einwirken und bei schwierigen Fragen vermitteln können“, sagt Regina Oldenburg.

Das Projekt wurde vor 15 Jahren von der Diakonie gegründet. „Mit der Einführung der Hartz-IV-Regelungen entstand erhöhter Hilfsbedarf“, sagt Sabine Braun, Projektleiterin der Ämterlotsen. Das Zusammentragen von Papieren, die Vereinbarung eines Termins und die Begleitung zu Jobcenter, Ausländerbehörde oder anderen Anlaufstellen gehören seitdem zum Aufgabenfeld der Ämterlotsen.

Derzeit sind rund 35 Freiwillige aktiv, von Studenten über Berufstätige bis zu Rentnern. Weitere Engagierte sind willkommen. „Sie sollten Fachkenntnisse im kaufmännischen Bereich haben, sich mit Krankenkassen oder in der Verwaltung auskennen. Zurzeit suchen wir dringend nach Freiwilligen mit rumänischen und bulgarischen Sprachkenntnissen“, sagt Sabine Braun. Etwa alle sechs Wochen treffen sich die Ehrenamtlichen zu Fortbildungen und zum Austausch. Auch Besuche von sozialen Einrichtungen stehen auf dem Programm. Das Projekt wird aus Kirchenmitteln und Spenden finanziert.

Infos bei Sabine Braun: Tel. 30 62 03 66, E-Mail: braun@diakonie-hamburg.de