Der erste Durchlauf auf der großen Bühne liegt hinter dem Ensemble und ihm. Ein wenig gilt es noch nachzubessern für Anatol Preissler. Nicht nur „Adel verpflichtet“, auch die Arbeit daran.

Die bringen ein Klassiker wie der gleichnamige Film von 1949 und der Roman „Israel Rank“ von Roy Horniman mit sich. Letzterer ist ein 400 Seiten starkes Buch. Das um das Jahr 1900 entstandene und angesiedelte Werk bildete nicht nur die Grundlage für die bekannte Krimikomödie mit Sir Alec Guinness, es dient auch als Vorlage für die Bühnenfassung. Uraufführung ist am Donnerstag, 29. November, im Ernst Deutsch Theater (EDT).

Der Verlag Felix Bloch Erben sei vor geraumer Zeit an ihn herangetreten, erzählt Regisseur Preissler, der sich auch als Autor und Übersetzer einen Namen gemacht hat. Mit „Adel verpflichtet“ kam Preissler dann auf Intendantin Isabella Vértes-Schütter zu. Am EDT hatte Preissler 2016 mit „Bunbury“ seinen Einstand gegeben; mit Oscar Wildes Komödie waren das Haus und Preissler danach zu den Privattheatertagen in Hamburg geladen.

Erfolge und Erfahrung hat der 42 Jahre alte Regisseur reichlich. Mehr als 100 Produktionen an mehr als 30 Theatern hat der gebürtige Münchner und Wahlwiener im Laufe der vergangenen gut 20 Jahre schon herausgebracht.

In Wien werde die Kultur und das Theater mehr wertgeschätzt als in Deutschland, meint er. Ausnahme sei Hamburg – auch vom Humor-Verständnis her. In der Hansestadt hatte Preissler bereits 2004 mit der 50er-Jahre-Komödie „Don Camillo und seine Herde“ im Altonaer Theater sein Regiedebüt gegeben. Gut ein Jahrzehnt später nannte ihn der damalige Ohnsorg-Intendant Christian Seeler einen „Wiener Jung“. Am Heidi-Kabel-Platz feierte Preissler unter seinem hanseatischen Förderer Seeler mit dem Musical „De lütte Horrorladen“ 2012 seinen Einstandserfolg, bis zum Komödien-Klassiker „Op Düvels Schuuvkoor“ (2016) sollten am Ohnsorg drei Arbeiten folgen.

Preissler ist neben Otto Beckmann auch Autor der Krimikomödie

Wird das Hamburger Publikum auch sein neues Stück annehmen? „Mein Gefühl sagt Ja, mein Herz hofft“, räumt er ein. „Ich bin als Autor viel nervöser als als Regisseur.“ Denn: „Adel verpflichtet“ sei richtig bitterböser Humor. Mit seinem Co-Autor, dem Wiener Otto Beckmann, hatte Regisseur Preissler im Sommer bei den Festspielen in Wunsiedel bereits die Komödie „Sherlock Holmes & Der Tod des Bayernkönigs“ zur Uraufführung gebracht. Am Ernst Deutsch Theater („Es hat überregional einen tollen Ruf“) schätzt Preissler umso mehr, „viel Freiraum und Vertrauen“ zu genießen.

Und so konnte er für „Adel verpflichtet“ ein sechsköpfiges Ensemble zusammenstellen mit Oliver Warsitz (u. a. in „Bunbury“) und Anton Pleva („Foto 51“ „Der eingebildet Kranke“), die schon öfter am EDT zu sehen waren. Pleva spielt jetzt den Erzähler und die Hauptfigur Victor. Der wächst in bescheidenen Verhältnissen auf und könnte es besser haben: Er gehört, wenn auch nur weitläufig, zur adligen Familie der Gascoynes und mutiert zum Serienkiller. Denn wenn alle acht vor ihm stehenden Erbfolger sterben, wird er zum Grafen. Mark Weigel, den Preissler, neu ans Haus geholt hat, spielt diese acht Erben inklusive einer Lady.

„Man sollte sich als Zuschauer nicht auf ein Genre festlegen, dann hat man auf jeden Fall seinen Spaß“, empfiehlt Preissler. Zitat: „Und wenn wir es nicht schaffen, dann liegt es sicher nicht an den Schauspielern. Dann liegt es an der Regie oder am Buch.“ Eine ehrenwerte Aussage. Merke: Diese Arbeit verpflichtet.

„Adel verpflichtet“ Uraufführung Do 29.11. 19.30 Uhr, bis 11.1.2019, Ernst Deutsch Theater (U Mundsburg), Friedrich-Schütter-Platz 1, Karten zu 22 bis 42 Euro T. 22 70 14 20