Den Weg aus Bergstedt zur Komödie Winterhuder Fährhaus kennt Michael Lott fast im Schlaf. Er ist Hamburger, er hat hier seit Herbst 2015 immer wieder gespielt. Zwar „nur“ im kleinen Theater Kontraste, insgesamt aber mehrere Monate als Vincent in „Der Vorname“. Jener französischen Salon-Komödie, die im Oktober in einer deutschen Filmfassung mit Christoph Maria Herbst, Florian David Fitz und Caroline Peters ins Kino kam.

Er habe noch gar keine Zeit gehabt, den Film zu sehen, erzählt Lott. Schließlich probt der Schauspieler seit Wochen – in eben jenem kleinen Saal, der bis Juli das jetzt heimatlose Theater Kontraste beherbergte. „Anfangs war das schon ein komisches Gefühl“, sagt der 54-Jährige. „Das Theater Kontraste fehlt Hamburg.“

Ähnlich dachte auch Jürgen Wölffer (82). Der Gründer und Senior-Chef der Komödie Winterhuder Fährhaus hatte im Sommer Eigenbedarf für den kleinen Saal angemeldet, schätzt aber nicht nur das künstlerische Profil des Theaters Kon­traste, sondern auch die Schauspieler. So wirken vom 16.11. an im großen Saal in „Neun Tage frei“ neben Michael Lott mit Vivien Mahler und „Der Vorname“-Regisseurin Meike Harten zwei weitere eng mit dem Theater Kontraste verbundene Könnerinnen mit. Dazu kommt mit Tino Führer ein guter Kontraste-Bekannter sowie Marek Erhardt. Einzig Adisat Semenitsch reiste mit Regisseur Wölffer aus Berlin an.

Von „Neun Tage frei“ kann Lott kurz vor der Uraufführung real nur träumen. Kurios, aber für ihn kein Problem ist, dass er mit seiner Ex-Regisseurin Meike Harten nun auf der großen Bühne eines von drei Ehepaaren bildet. Es freut Lott sogar: „Wir kennen uns schon seit 30 Jahren.“ Gleiches gelte bei Marek Erhardt.

Im neuen Stück des Autors Stefan Vögel könne sich jeder wiedererkennen

Der Winterhuder Publikumsliebling („4 nach 40“, „Weihnachten auf dem Balkon“) spielt jetzt den gutmütigen Ehemann Joe, der seiner Frau Maria neun Tage Urlaub ohne Haushalt und Kinder ermöglicht; Joes Freunde Geri und Carlo finden das gar nicht lustig: Erst reisen ihre Frauen ihrer Freundin Maria nach Spanien hinterher, dann vor lauter Verzweiflung auch die beiden Ehemänner. Zurück bleibt Joe mit nun gleich fünf Kindern.

Lott schmunzelt, als er die Handlung des vom österreichischen Vielschreiber Stefan Vögel („Eine gute Partie“, „Achtung Deutsch“, „Freundschaftsspiel“) verfassten Stücks skizziert. „Es ist gut gebaut. Jeder Zuschauer, jede Zuschauerin wird sich in irgendeiner Form wiedererkennen“, meint Lott. Modernes Boulevard-Theater also. Er selbst spielt Carlo, „einen Lebemann“, wie Lott ihn nennt, der vor einem Wandel steht. Welchen, verrät der Schauspieler nicht.

Dazu ist er viel zu sehr Profi. Er weiß: „Eine Komödie bringt immer viel Arbeit.“ Wie soll man es halten mit Tempo, Timing und Stimme? Außer im Erfolgsstück „Der Vorname“ hatte Lott, der bereits früher an fast allen namhaften Hamburger Bühnen gespielt hatte, 2017 auch als richtig schön peinlicher Chef in der Sozialfarce „Wer hat Bryan Adams geschreddert?“ in den Kammerspielen überzeugt.

Dazu kamen und kommen Hauptrollen in Film und Fernsehen wie in der schwarzen Kinokomödie „Schmidts Katze“ sowie seit Kurzem in der ZDF-Vorabend-Krimiserie „Soko Potsdam“. Das Theater lässt den auch als Sprecher gefragten Lott dennoch nicht los: In dieser Woche, so erzählt der Schauspieler noch, habe er parallel mit der Kollegin Nele Mueller-Stöfen für eine Januar-Tournee angefangen zu proben: Bergmans „Szenen einer Ehe“. Mithin auch ein Gegenpol zum neuen Stück in Winterhude ...

„Neun Tage frei“ Sa 17.11., 15.30, 19.30, bis 6.1.2019, Komödie Winterhude (U Hudtwalckerstraße), Hudtwalckerstraße 13, Karten zu 14 bis 48,50 Euro unter T. 48 06 80 80