Umfrage unter Engländern zeigt: Im Badezimmer hat man im Notfall seine größtmögliche Ruhe.

Preisfrage: Was glauben Sie, wohin die meisten Männer flüchten, um ihre Ruhe zu bekommen? In den Garten? Zum Sport? Oder etwa in die Kneipe? Alles falsch. Ein Drittel von 1000 befragten Männern gesteht, sich auf der Toilette zu verstecken. Das ergab eine Umfrage in Großbritannien, deren Ergebnisse sich wohl problemlos auf deutsche Männer übertragen ließen.

Wenn die Ehefrau nörgelt, die Kinder brüllen und sich die Hausarbeit immer noch nicht in Luft aufgelöst hat, dann schließt sich der Mann ganz einfach im Badezimmer ein. Unfassbare sieben Stunden pro Jahr verbringt er auf der Toilette – nur um sich eine Auszeit zu gönnen. Das eigentliche „Geschäft“ nimmt natürlich noch mehr Zeit in Anspruch. Pebble Grey, der Initiator der Umfrage, hat der britischen Zeitung „Mirror“ erklärt: „Das Bad scheint der richtige Platz dafür zu sein, es bietet Zuflucht, einen Ort, an dem wir uns von der Außenwelt abschneiden können, wenn auch nur vorübergehend.“

Übrigens: 14 Prozent der Männer haben zugegeben, Zeitschriften, Bücher und sogar Lebensmittel auf der Toilette zu bunkern. Für schlechte Zeiten eben. Verrückt. Zugegeben: Als ich von der Umfrage zum ersten Mal gelesen habe, fand ich sie einfach unterhaltsam. Aber Männer – genauso wie Frauen – haben einen verdammt guten Grund für ihre Flucht ins Bad. Sie fördert nämlich die Kreativität.

Wenn wir unsere Gedanken schweifen lassen, kommen uns die besten Ideen – und das passiert tatsächlich häufig im Badezimmer. Entweder unter der Dusche. Oder eben auf der Toilette. Mehr als 70 Prozent der Menschen haben dieses Phänomen in einer Studie des amerikanischen Psychologen Scott Barry Kaufman bestätigt.

Eine Erklärung gibt es auch dafür: Sobald wir das Wasser unter der Dusche aufdrehen, spült es unsere Blockaden weg. Wie automatisch seifen wir unsere Haare ein, rasieren die Beine und waschen das Shampoo wieder aus. Die Abläufe haben sich in unser Gedächtnis gebrannt. Sie sind ebenso routiniert wie beim Toilettengang. Unser Gehirn muss sich dabei kaum anstrengen. Es bleibt also genügend Zeit für abwegige Gedanken. Und plötzlich schlägt der Geistesblitz ein.

Dreimal dürfen Sie raten, an welchem Ort mir die Idee für diese Kolumne gekommen ist. Natürlich im Badezimmer. Und weil ich jede Woche über ein neues Thema schreibe, stehe ich manchmal verdammt lange unter der Dusche. Immerhin habe ich jetzt eine wissenschaftlich anerkannte Ausrede für meinen Freund, warum unsere Wasserabrechnung so hoch ist ...

Vermutlich kennt jeder diese Situation: Es gibt Tage, da sitzt man im Büro an seinem Schreibtisch, grübelt, hat sich verrannt. In solchen Momenten stehe ich von meinem Arbeitsplatz auf, laufe zum Wasserspender in die Küche oder verschwinde auf der Toilette. Nicht umsonst wird sie „stilles Örtchen“ genannt. Danach komme ich mit einem klareren Kopf zurück. Es wäre im Übrigen eine Überlegung wert, eine Dusche in der Redaktion einzubauen.

Okay, meine Gedanken schweifen ab. Aber das ist ja bekanntlich die beste Voraussetzung für gute Einfälle. Isaac Newton zum Beispiel kam die Erleuchtung zu seiner Gravitationstheorie nicht im Labor, sondern in seinem Obstgarten. Der Schweizer Ingenieur George de Mestral hat den Klettverschluss nach einem Spaziergang mit seinem Hund erfunden. Und der griechische Mathematiker und Physiker Archimedes hat der Legende nach das „archimedische Prinzip“ – Sie ahnen es bereits – in der Badewanne entdeckt.

Natürlich ist die Geschichte von Männern, die für ihren Seelenfrieden sieben Stunden im Jahr auf der Toilette hocken, ein extremes Beispiel. Aber es spiegelt einen aktuellen Trend in unserer Gesellschaft sehr gut wider. Wir sind auf der Suche nach Ruhe und Entschleunigung. Plötzlich rennen die Menschen Yoga-Schulen die Bude ein. Sie meditieren, stricken, häkeln, malen.

Früher waren solche Hobbys der älteren Generation vorbehalten. Heute sind sie jung, hip und massentauglich. So sieht die moderne Reaktion auf einen stressigen Alltag aus. Das habe ich übrigens gerade in einer kurzen Pause auf der Toilette geschlussfolgert ...