Sigirino.

Es ist acht Uhr am Sonntagmorgen, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen dösen nach nächtlicher Fahrt im Kölner Reisebus Richtung Italien noch, als es plötzlich kracht. Wer die Bilder sieht, kann sich die Wucht des Aufpralls vorstellen: Die Fahrerkabine ist völlig zerstört. Von den Scheiben ist nichts übrig, das Lenkrad hängt im Freien. Verbogenes Metall ragt in alle Richtungen und abgerissene Kabel hängen herab. Kaum vorstellbar, dass jemand lebend aus diesem Teil des Wracks geborgen werden konnte.

Die Polizei im Schweizer Kanton Tessin teilte am Abend mit, dass eine 27-Jährige bei dem Unfall ums Leben gekommen ist. Zwei weitere Personen wurden schwer verletzt. Sie würden aber nicht in Lebensgefahr schweben. Mehrere Menschen wurden mit leichteren Verletzungen in Krankenhäusern behandelt. Der Fahrer war laut Polizei unter den Schwerverletzten, er konnte noch nicht vernommen werden.

Der weiße Reisebus aus Köln war am Sonnabend gegen 22 Uhr mit den Passagieren und zwei Fahrern in Köln aufgebrochen, sagte Johannes Hübner vom Internationalen Bustouristik Verband RDA. Er übernahm für das betroffene Unternehmen die Notfall-Koordination.

Der Bus sei auf dem Weg nach Assisi gewesen. Nach seinen Worten wollte die Reisegruppe mehrere Tage in Italien verbringen. Die Stadt in Mittelitalien ist ein wichtiger Pilgerort für Katholiken – und Geburtsort des Heiligen Franz von Assisi. Ob die Jugendlichen tatsächlich Pilger waren, war zunächst unklar. Die Schweizer Polizei sprach nur von einer Gruppe junger Leute, etwa 16 bis 23 Jahre alt.

Es dauerte Stunden, alle Verletzten zu bergen

Der Unfall passierte auf der Autobahn 2 in der Nähe von Sigirino im Kanton Tessin nahe des Sees Lago Maggiore, vor dem Ceneri-Tunnel. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei prallte der Bus auf einen Pfosten. Auf den Fotos ist der Pfosten einer Verkehrsschildanlage zu sehen, die über die gesamte Breite der Autobahn gebaut ist. Der Pfosten hat den Bus bis hinter die Fahrerkabine aufgerissen. Der Bus kam aufrecht in Fahrtrichtung zum Stehen. Über den genauen Unfallhergang und die Ursache konnte die Polizei zunächst keine Angaben machen. Die Ermittlungen zur Unglücksursache liefen.

Krankenpfleger Giuseppe Gulino (53) fuhr wenige Meter hinter dem Bus her, wie er der Zeitung „Blick“ berichtete. Er sei sofort zu dem verunglückten Bus gelaufen. Die Jugendlichen seien in Panik gewesen, berichtete er der Zeitung. Er konnte aber vorne in den Bus einsteigen und den Insassen mit dem Nothammer einen Fluchtweg bahnen. „Sie standen unter Schock“, sagte er. Sowohl der Fahrer als auch ein Beifahrer und eine junge Frau waren zwischen Metallteilen eingeklemmt. Es dauerte nach Angaben der Polizei mehrere Stunden, um alle Verletzten zu bergen. Die Autobahn blieb in Richtung Süden stundenlang gesperrt.

Zahlreiche Krankenwagen, Feuerwehrautos, Notärzte und Sanitäter waren im Einsatz. Der für Justiz und Polizei im Kanton Tessin zuständige Regierungsrat Norman Gobbi lobt die Rettungskräfte im Kurznachrichtendienst Twitter: „Dank an alle, von den ersten Einsatztruppen bis zum Katastrophenschutz- und Pflegeteam.“

Busreisen gelten als sicher und sind populär bei Schul- und Jugendgruppen. Ab und zu kommt es dennoch zu Unfällen. So verunglückte im Juli ein Bus aus Dresden in Rimini in Italien. Der Doppeldeckerbus rammte mit dem Dach eine Unterführung, aber es wurde niemand verletzt. Im Juni 2016 kamen 41 Schüler aus dem Saarland in Lyon in Frankreich mit dem Schrecken davon, als ihr Bus von der Straße abkam und umstürzte. Im Juli 2015 wurden in Südtirol 17 Jugendliche aus Bremerhaven bei einem Unfall verletzt.