München/Berlin. Markus Söder will im Amt bleiben und strebt Koalition mit Freien Wählern an – AfD vor den Sozialdemokraten

    Politisches Beben in Bayern: Bei der Landtagswahl hat die erfolgsverwöhnte CSU drama­tische zweistellige Verluste hinnehmen müssen und ihre absolute Mehrheit verloren. Die Partei von Ministerpräsident Markus Söder und des Vorsitzenden Horst Seehofer fuhr mit 37,3 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis seit 1950 ein und schwächt damit auch ihre Position in der Großen Koalition von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Die SPD von Natascha Kohnen brach noch stärker ein als vorhergesagt und ist nach ihrem historisch schlechtesten Landesergebnis nur noch fünftstärkste Kraft. Großer Wahlgewinner sind vor allem die Grünen (17,7 Prozent), die in den Großstädten, in München sogar deutlich, vor der CSU landete. Die AfD kam auf 10,2 Prozent und ist jetzt in allen Landtagen außer in Hessen vertreten – dort wird in zwei Wochen gewählt. Die FDP musste bis in die Nacht um den Einzug ins Parlament bangen.

    Zu den Gewinnern zählen auch die Freien Wähler, die auf 11,6 Prozent zulegten und nun eine Koalition mit der CSU anstreben. Zusammen kommen beide nach letzten Hochrechnungen auf 108 (83 plus 25) von 200 Sitzen. Die Grünen haben 38 Sitze, die AfD 22, die SPD kommt auf 21 und die FDP auf elf. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 72,5 Prozent und damit deutlich höher als 2013 (63,9 Prozent).

    Damit muss sich nun die CSU, die Bayern seit 1962 mit Ausnahme der Wahlperiode 2008 bis 2013 allein regiert hat, einen Koalitionspartner suchen. Söder erklärte, dass er „ein bürgerliches Bündnis“ mit den Freien Wählern anstrebe. Deren Parteichef Hubert Aiwanger sagte, seine Partei werde der CSU jetzt machbare Vorschläge vorlegen. „Und ich bin überzeugt, die CSU wird anbeißen.“

    Nach einer Analyse der Forschungsgruppe Wahlen sind die Gründe für den Absturz der CSU „primär hausgemacht“. Sie zeige bei Regierungsbilanz, Parteiansehen und Sachkompetenzen Defizite und habe ein ­erhebliches Personalproblem: „Neben einem schwach bewerteten Ministerpräsidenten steht in Bayern ein massiv kritisierter Parteichef.“

    Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles machte „die schlechte Performance der großen Koalition“ mitverantwortlich für den Absturz in Bayern auf 9,6 Prozent. Personelle Konsequenzen lehnte sie ebenso ab wie Söder. Der hatte das Amt des Ministerpräsidenten erst im März von Horst Seehofer übernommen, der Innenminister in Berlin wurde und einen Rücktritt ebenfalls ablehnte.

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