Der Verein Barrierefrei Leben berät Menschen mit eingeschränkter Mobilität kostenfrei und bietet ihnen Geräte zum Ausprobieren an

    Karin Dieckmann hält sich mit beiden Händen an Hugo fest und steigt in die Badewanne. Das Modell Hugo ist ihr „Lieblingshelfer“, ein aufsetzbarer Badewannengriff aus Kunststoff, der beim Hineinsteigen und Verlassen der Wanne sicheren Halt gibt. Er ist eines von Hunderten Alltagsgeräten, die das Leben von Menschen mit eingeschränkter Mobilität erleichtern und die im Beratungszentrum für Technische Hilfen und Wohnraumanpassung des Vereins Barrierefrei Leben zum Ausprobieren bereitstehen.

    Seit fast 25 Jahren berät Karin Dieckmann Hamburger Bürger, wie sie mit kleinen oder umfassenderen Maßnahmen so lange wie möglich selbstständig in ihrer Wohnung zurechtkommen können. „Barrierefreiheit ist inzwischen kein Sonderthema für Behinderte mehr, denn sie bringt Vorteile für alle“, sagt die 66 Jahre alte Geschäftsführerin des ­Vereins, der von der Stadt Hamburg finanziert wird. Solche nützlichen Entwicklungen für alle sind zum Beispiel Digitalanzeigen und Lautsprecheransagen für Haltestellen in öffentlichen Verkehrsmitteln, Busse, die sich zur Seite neigen, damit Rollatoren und Kinderwagen leichter hineingeschoben werden können, oder bodengleiche Duschen.

    „Zu uns kommen nicht nur Ältere, sondern auch junge Leute, die ihre Wohnung oder ihr Haus barrierefrei umrüsten wollen“, sagt Dieckmann. Sie vertritt den Verein auf Messen, hält Vorträge und berät gerne auch Gruppen. „Dann packe ich meinen Trolley und zeige, womit man Schwierigkeiten bei alltäglichen Verrichtungen beheben könnte“, sagt sie, „danach schauen viele ihre Wohnung ganz anders an.“

    Im Beratungszentrum wird informiert, es gibt Prospekte, Kataloge und Alltagshilfen zum Testen: vom Besteck mit schweren Griffen für zittrige Hände über Strumpfanzieher, verstellbare Betten und Aufstehsessel bis zu Rollatoren und Rollstühlen. Krankenkassen zahlen die Geräte allerdings nur, wenn damit eine Behinderung ausgeglichen wird. Deshalb zeigt der Verein auch kostengünstige Alternativen wie einen Holzkochlöffel, umwickelt mit Frottee, mit dem man genauso wie mit einem teuren Gerät zum Waschen an den Rücken herankommt, oder einen Zollstock, der als Spielkartenhalter dient. Während sich Karin Dieckmann als „Mädchen für alles“ bezeichnet, sind andere Mitarbeiter auf bestimmte Bereiche spezialisiert. Eine Ergotherapeutin berät zum Thema Mobilität, eine Altenpflegerin zu Pflege und Kommunikationshilfen, ein Bauingenieur zum Wohnungsumbau. Sie helfen auch bei Anträgen und bei Widersprüchen gegen Ablehnungsbescheide der Krankenkassen.

    Hinzu kommt ein umfangreicher Online-Ratgeber, unter anderem mit Erklärvideos für Hilfsmittel. Wie gefragt dessen Tipps sind, zeigen täglich mehr als 1000 Besucher auf der Website.

    Barrierefrei Leben e. V. ist deutschlandweit Vorreiter mit seinem Beratungsangebot und wird 2019/20 noch erweitert, dann zieht der Verein von Barmbek-Süd nach Alsterdorf, wo ein Kompetenzzentrum mit weiteren Einrichtungen rund ums Thema Barrierefreiheit auf mehreren Tausend Quadratmetern aufgebaut wird.

    Karin Dieckmann freut sich, dass ihre Erfahrung von Jahrzehnten auch über Hamburg hinaus Nutzen für viele bringt. „Es ist so wichtig, individuell für jeden das Passende zu finden“, sagt sie, denn selbst Fachleute wissen oft nicht, was es an Alltagshilfen alles gibt. Wir beraten jeden Hamburger kostenlos und suchen nach einer genau auf ihn zugeschnittenen Lösung.“

    Barrierefrei Leben – Wohnberatungsportal, Richardstraße 45, www.online-wohn-beratung.de, www.barrierefrei-leben.de, E-Mail: info@online-wohn-beratung.de, Tel. 2999560