Die Komödie „Verliebt in meine Frau“ leidet unter der Süffisanz der alten Hauptdarsteller

    „Er hat seine Frau wegen einer Jüngeren sitzen lassen.“ In der Rangliste der am häufigsten in Filmen verwendeten Sätze dürfte dieser weit oben stehen, wahrscheinlich gleich hinter „Ich liebe dich.“ Auch deshalb lag es nahe, „L’envers du décor“ für das Kino zu adaptieren. Florian Zellers Boulevardkomödie, die unter dem Namen „Hinter der Fassade“ auch im Hamburger St. Pauli Theater mit Herbert Knaup zu sehen war, erzählt von einer alltäglichen, für alle Beteiligten unbehaglichen Situation.

    Patrick, ein Mann in den besten Jahren, wie man so sagt, verliebt sich in Emma, die mindestens seine Tochter sein könnte. Die Zuneigung beruht auf Gegenseitigkeit. Prompt verlässt Patrick seine Frau, zieht mit seiner jungen Freundin zusammen und will sie nun seinem alten Kumpel Daniel bei einem Dinner vorstellen. Eine delikate Angelegenheit, denn Daniels Frau Isabelle ist eine enge Freundin von Laurence, Emmas Vorgängerin. Doch schon bald sitzen die beiden Paare im Wohnzimmer gemeinsam am Tisch. Und nun kann auch Daniel nicht mehr die Augen von Emma lassen.

    Während der biedere Verlagsangestellte nach außen hin versucht, Contenance zu bewahren, lässt er das Publikum in inneren Monologen an seinen wilden Altherren-Fantasien teilhaben, die im Film nun sinnvollerweise als durchinszenierte Parallelhandlung zu sehen sind. Daniel Auteuil, der den Daniel spielt und auch die Regie übernommen hat, verwebt die beiden Ebenen meist sehr geschickt miteinander. Zunehmend fällt es nicht nur seinem Protagonisten, sondern auch dem Kinozuschauer schwer, zwischen Kopfzirkus und Realität zu unter­scheiden.

    Patrick (Gérard Depardieu) und Isabelle (Sandrine Kiberlain) werden derweil an den Rand gedrängt, schrumpfen zu Statisten in der satirisch überzeichneten Romanze zwischen Daniel und Emma (Adriana Ugarte), einer Schauspielerin.

    Als dritte Ebene schleicht sich dann auch im Film noch das Theater ein. Auteuil­, der bereits als Teenager in einem Tschechow-Stück reüssiert hatte und auch in der Pariser Uraufführung von „L’envers du décor“ mitspielte, lässt seine Emma zum Star einer „Onkel Wanja“-Inszenierung an einem größeren Theater aufsteigen.

    So fließen irgendwann Tagträume, Tschechow-Zitate und reales oberfläch­liches Geplauder durcheinander, vermischen sich zu einer munteren Screwball-Komödie, die prächtig unterhält und kaum einen Anlass zur Beschwerde liefert.

    Eigentlich. Denn denkt man sich als vierte Ebene das Privatleben der hier beteiligten, äußerst prominenten Künstler hinzu, muss man feststellen, dass Auteuil hier mit der 18 Jahre jüngeren Kiberlain ganz selbstverständlich eine Schauspielerin als Gattin besetzt hat, die auch schon seine Tochter sein könnte. Ganz zu schweigen davon, dass sowohl er als auch Depardieu derzeit mit fast 30 Jahre jüngeren Frauen liiert sind.

    So mischt sich in die augenscheinliche Selbstironie, mit der die beiden großen alten Männer des französischen Kinos hier aufspielen, auch eine deutliche Note selbstherrlicher Süffisanz.

    „Verliebt in meine Frau“ F 2018, 86 Min., o. A., R: Daniel Auteuil, D: Daniel Auteuil, Sandrine Kiberlain, Gérard Depardieu, Adriana Ugarte,
    täglich im Blankeneser, Passage;
    www.weltkino.de