Wuppertal.

Es war einer der ersten Tage dieses Jahres, in denen das Freibad geöffnet hatte. Und während sich nebenan Familien und Kinder vergnügten, geschah in einem Waldstück in Velbert bei Düsseldorf am 21. April ein Verbrechen, das bundesweit für Entsetzen sorgte: Acht Jugendliche aus Bulgarien vergewaltigten gemeinsam ein 13-jähriges Mädchen.

Sechs Angeklagte wurden dafür gestern vom Landgericht Wuppertal verurteilt. Das Gericht verhängte Strafen von bis zu vier Jahre und neun Monate Haft. Die höchste Strafe bekam einer der beiden Haupttäter, er ist 15 Jahre alt, der zweite erhielt vier Jahre Haft. Insgesamt vier Vergewaltiger schickte das Gericht hinter Gitter, zwei geständige Angeklagte kamen wegen Beihilfe mit Bewährungsstrafen davon.

Die Urteilsverkündung fand zwar unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, doch als sich am späten Montagnachmittag die Saaltüren öffneten, war auch Außenstehenden schnell klar, dass der Prozess mit einer Verurteilung geendet hatte. Denn laut klagend liefen vor allem die weiblichen Familienangehörigen des Hauptangeklagten über den Vorplatz. Ob sie wirklich mit einem Freispruch gerechnet hatten?

Verteidiger Serkan Saglik hatte zu Beginn des Verfahrens behauptet, die 13-Jährige habe in den Sex mit den 14- bis 17-jährigen Jungen eingewilligt. Fünf Angeklagte gaben aber später die Tat und auch den Verlauf des Verbrechens zu. Da aber zwei Täter keine Stellung zu den Vorwürfen nehmen wollten, blieb dem Opfer die Aussage vor Gericht nicht erspart, obwohl ihre Anwälte darauf gedrungen hatten.

In ihrer knapp einstündigen Vernehmung vor Gericht konnte das Mädchen die Vorwürfe glaubwürdig aufrechterhalten. Das sah schließlich auch der Richter so: „Es ist abwegig zu glauben, eine 13-Jährige habe Sex gleichzeitig mit acht Jugendlichen haben wollen.“ Zwei Täter warten noch auf ihr Verfahren, nachdem sie sich zunächst in ihre bulgarische Heimat abgesetzt hatten.

Das Gericht, so Pressesprecher Armin Kolat nach der Urteilsverkündung, sei von einer Spontantat ausgegangen. Die 13-Jährige hatte am 21. April mit zwei Freundinnen das Velberter Freibad besucht. Schon dort habe die Gruppe der Jugendlichen die Mädchen belästigt. Als sich die 13-Jährige auf den Heimweg machte, folgte ihr die Gruppe, zerrte ihr Opfer in ein Waldstück und vergewaltigte sie mehrfach. Zeitweise filmten die Jungen die Tat auch mit ihren Smartphones.

Eine Spaziergängerin hatte damals offenbar Schreie des Mädchens gehört und war mutig eingeschritten. Die Jugendlichen ließen daraufhin von ihrem Opfer ab und flüchteten. Das Opfer war seinen Peinigern später selbst auf die Spur gekommen: Die 13-Jährige hatte auf Facebook nach einem der Jugendlichen gesucht und ihn schließlich auf einem Foto wiedererkannt. Er war ihr schon während der Tat bekannt vorgekommen.

Das Mädchen leidet bis heute unter der Tat

Sein Foto war daraufhin an alle Streifenpolizisten in Velbert verteilt worden. Eine Streife erkannte ihn und nahm ihn fest. Für die Ermittler erwies sich die Festnahme als Volltreffer: „Er hatte sein Handy dabei, auf dem ein Filmmitschnitt des Verbrechens gespeichert war“, berichtete ein Staatsanwalt damals. Damit waren dann auch die übrigen Verdächtigen ermittelt worden.

Laut ihrer Anwältin leide das Mädchens zwar bis heute unter der Tat, versuche aber, ein normales Leben zu führen. Der Richter bezeichnete sie als „tough“.