Die Lebenserwartung der Europäer steigt und steigt. Aber was sagt uns das Beispiel von Jeanne Calment?

    In unserem Leben gibt es oft nur eine von zwei Möglichkeiten. Zum Beispiel: Entweder werden wir älter – oder eben nicht. Während alt sein manchen mit Schrecken erfüllt, gilt älter werden durchaus als erstrebenswert. Das ist verständlich in Anbetracht der Alternative. In diesem Zusammenhang erinnern wir gern an die Französin Jeanne Calment. Sie starb 1997, aber ihr Rekord ist ungeschlagen: Die Dame aus Arles, die als junges Mädchen noch Vincent van Gogh kennenlernte, wurde 122 Jahre alt. Kein anderer Mensch hat ein solch hohes Alter nachweisbar erreicht. Aber der Trend spricht gerade für uns alle. Denn Menschen in Europa werden tendenziell immer älter. Ganz oben in der Statistik überragen uns Schweizer und Luxemburger, sie werden im Schnitt 83 Jahre alt. In Deutschland erreichen Mädchen und Jungen des Geburtsjahrgangs 2015 voraussichtlich 81 Lebensjahre. So steht es im neuesten Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

    Überraschend ist dort vor allem ein Detail: Innerhalb von nur fünf Jahren ist die Lebenserwartung in Europa um ein komplettes Jahr gestiegen, vor allem weil Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Leiden besser behandelt werden. Trotzdem bemängeln die WHO-Experten die lebensverkürzenden Laster: Alkohol, Nikotin und zu reichhaltiges Essen. In Europa trinkt jeder über 15 Jahre 8,6 Liter reinen Alkohol im Jahr. In Deutschland sind es erschreckende elf Liter. Damit toppen wir sogar das wodkase­lige Russland (10,1 Liter).

    Was laut Statistik hochgefährlich ist, kann im Einzelfall jedoch folgenlos bleiben. Sonst wäre Kettenraucher Helmut Schmidt bestimmt nicht 96 geworden – und Rekordhalterin Jeanne Calment keine 122. Die Französin verzichtete erst nach gut 100 Jahren auf ihre Zigaretten.