Genf.

Die Tabakindustrie versucht nach Überzeugung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), das Rauchen durch Alternativen zu herkömmlichen Zigaretten wieder salonfähig zu machen. Streitpunkt sind vor allem neuartige Tabakerhitzer, die Anbieter wie Marlboro-Hersteller Philip Morris (PMI), Japan Tobacco International und British American Tobacco auf den Markt gebracht haben. Sie preisen das Tabakerhitzen als geniale Entwicklung. Philip Morris legte Studien vor, die belegen sollen, dass beim Erhitzen von Tabak deutlich weniger krebserregende Schadstoffe entstehen als beim Verbrennen.

„Unsere Position ist klar: Alle Tabak-Produkte sind schädlich“, sagt WHO-Tabak-Experte Vinayak Prasad. Philip Morris bestreitet das nicht. „Unser Produkt ist nicht ohne Risiko, und es enthält Nikotin, was süchtig macht“, sagt Moira Gilchrist, bei PMI „zuständig für wissenschaftliche Kommunikation“. Aber man wende sich ausschließlich an erwachsende Raucher. Für sie sei der PMI-Tabakerhitzer namens Iqos eine gesündere Alternative zum Rauchen und eine Aussteigehilfe. „Bei Tabakprodukten entstehen die meisten giftigen Komponenten durch Verbrennung“, sagt Gilchrist, „unser Produkt ist rauchfrei.“ Das lassen Forscher unter Leitung von Reto Auer von der Universität Bern nicht gelten. Iqos produziere sehr wohl Rauch, schreiben sie 2017 in einer im Fachblatt „Jama Internal Medicine“ veröffentlichten Studie. „Es findet zwar keine vollständige Verbrennung, aber eine Verschwelung statt“, erklärt Auer. Man habe im Rauch aus Iqos die gleichen Stoffe gefunden wie bei Zigaretten, wenn auch weniger. „Solche Geräte sind wie ein tragbarer Toaster: Ein schwarzer Toast macht auch Rauch und ist ungesund“, sagt Auer. Philip Morris stellte die Ergebnisse infrage und verlangte, dass die Studie zurückgezogen wird – vergeblich.

In Großbritannien empfiehlt die Stiftung Krebsforschung E-Zigaretten, bei denen flüssiges Nikotin verdampft wird, inzwischen als Hilfsmittel für Raucher, die aufhören wollen.

Bei Tabakerhitzern ist die Regierung aber skeptisch: „Studien legen nahe, dass Produkte mit erhitztem Tabak vielleicht deutlich weniger schädlich sind als Tabakzigaretten, aber schädlicher als E-Zigaretten“, schreibt sie im Gesundheitsbericht 2018.