Warum sich Hamburger und andere von „Provinz-Idioten“ viel abschauen können

    Pinneberg gilt - ob berechtigt oder nicht – vielerorts immer noch als Markenname für Provinzialität. Diese Sichtweise haben nicht nur zahlreiche Hamburger verinnerlicht. Auch in weiterer Entfernung wird man als Autofahrer mit dem PI-Schild leicht enttarnt. Ich bin schon in den Alpen beim Tanken in schönster bayerischer Mundart bedauernd gefragt worden: „Ach, sans aus Pinneberg?“ - „Nein, aus Rellingen“, habe ich dann Hochdeutsch aufgetrumpft und erläutert, dass das PI-Kennzeichen für Fahrzeuge im gesamten Kreis Pinneberg vergeben wird.

    Autofahren und PI, ob nun Stadt oder Kreis, wird anderenorts häufig noch als besonders brisante Mischung empfunden. Dabei fällt mir in der überschaubaren Region Pinneberg, Rellingen und Halstenbek auf, dass hier bemerkenswert viele Fahrschüler unterwegs sind. Leicht zu erkennen sind diese Verkehrsteilnehmer an den meist dekorativ gestylten Werbebotschaften auf den Autos sowie dem Hinweis „Fahrschule“. Und die juckeln nicht nur mit dem PI-Zeichen herum. Häufig begegnen mir Schulfahrzeuge mit IZ, SE, HEI und sogar HH an Front und Heck. Ob die unterwegs sind, um ihren Schülern den Umgang mit den gefürchteten Pinneberger „Provinz-Idioten“ zu lehren, weiß ich nicht. Doch ich weiß, dass die Kreis-Pinneberger bei Fahrprüfungen eine deutlich niedrigere Durchfallquote haben als Hamburger. Das müssen die Hanseaten erst einmal verdauen.

    Vor allem, wenn man es mal etwas eilig hat, kann ein Fahrschulauto voraus allerdings bei allem Verständnis für eine qualifizierte Ausbildung auch ein bisschen nerven. Ob nun beim Anfahren an der endlich auf Grün schaltenden Ampel mit Busbevorzugung der Motor abgewürgt wird, oder ob ein noch besonders frischer Fahrschüler mit Tempo 30 den Stau anführt, obwohl 50 Kilometer pro Stunde erlaubt sind – in solchen Situationen gilt es, Ruhe zu bewahren und sich eigener Fahrschulzeiten zu erinnern. Kaum dass ich 18 geworden war, lernte ich in Hamburg (!) Autofahren.

    Mein Fahrlehrer hieß Schäfer und hatte seine Schäfchen fest im Griff. Wenn ich zu viel Gas gab, hieß es: „Sie beschleunigen wie ein Mopedfahrer.“ Kam ich nicht in Gang, sagte Schäfer: „Sie fahren ja wie ein Pinneberger!“