Halstenbek. Rodion Wohlleben, Fachmann für Naturschutz, verwaltet die Baumkartei der Gemeinde. Verzeichnet sind Lebenslauf und aktueller Zustand

    Rainer Burmeister

    007 steht am Osterbrookweg in Halstenbek. 007 sagt nicht: „Mein Name ist Bond. James Bond.“ 007 schweigt, und bei der obligatorischen Martini-Frage, ob er lieber gerührt oder geschüttelt hätte, hat 007 keine Wahl. Geschüttelt gibt es für ihn immer, wenn es kräftig stürmt. Denn 007 ist kein Geheimagent aus dem Kino, sondern ein Baum, genauer ein Ahorn.

    Sein Kennzeichen 007 ist leicht zu identifizieren. Denn er ist der siebte Baum in einer Reihe am Osterbrookweg, und die Nummer ist am Stamm befestigt. In Halstenbek wachsen zahlreiche 007-Bäume, denn alle öffentlichen, also gemeindeeigenen Bäume sind Straße für Straße, Weg für Weg mit 001 beginnend durchnummeriert und mit den dreistelligen Ziffern gekennzeichnet worden.

    Um die etwa drei Zentimeter langen Schildchen zu entdecken, muss man schon sehr genau hinsehen. Deswegen wissen die meisten Halstenbeker auch gar nicht, dass es eine derartige Regis-trierung gibt. Dabei handelt es sich nicht etwa um ein Stück Bürokratismus aus der Gemeindeverwaltung, sondern um eine höchst sinnvolle Aktion, die in dieser Form nicht von allen Kommunen im Kreis Pinneberg betrieben wird. Partner in der Baumverwaltung ist die auf Registrierung öffentlichen Grüns spezialisierte Datenbankgesellschaft in Falkensee bei Berlin.

    Eichen, Linden und Ahorn sind am stärksten vertreten

    Die Übersicht in der Halstenbeker Baumkartei behält Rodion Wohlleben. Der für Umwelt- und Naturschutz zuständige Fachmann im Rathaus hat Zugriff auf sämtliche im Datennetz der Gemeinde verzeichneten öffentlichen Bäume. „Unterm Strich sind das 4354 Stück, die sich auf Straßen, Wegen, Schulen, Spielplätzen und Sportstätten im Gemeindebesitz befinden“, sagt Wohlleben. Eichen, Linden und Ahorn sind am stärksten vertreten, aber auch die chilenische Schmucktanne, die wie ein überdimensionaler Weihnachtsbaum aussieht, ist zu entdecken.

    Halstenbeks öffentlicher Baumbestand wurde im Laufe der Zeit nicht immer gezielt als Straßenbegleitgrün gepflanzt. „Manche Baumreihen entwickelten sich auch aus Knickstrukturen“, erläutert der Naturschutzexperte. Besonders gut gefallen Wohlleben die alten Linden an der Feldstraße. „An diesen Baumreihen orientieren sich die in der Umgebung siedelnden Fledermäuse, denen die Feldstraße gewissermaßen als Hauptflugroute zu ihren Behausungen dient“, sagt der Umweltschützer.

    Einmal im Jahr, meist im Spätsommer oder Anfang Herbst, wird der Baumbestand besonders penibel überprüft. Dann sind die von der Gemeinde beauftragten fachkundigen Kontrolleure unterwegs, um den Zustand der Gewächse zu dokumentieren. Dabei geht es nach Wohllebens Worten vor allem um die Verkehrssicherungspflicht, für die Halstenbek als Eigentümer der Bäume zuständig ist. Um Gefahrenquellen zu eliminieren, wird systematisch erfasst, was vom Baum ausgehend Menschen oder Sachen beschädigen könnte. Das können Totholzreste sein oder nach Unwettern in ihrer Standfestigkeit beeinträchtigte Bäume sowie beschädigte Äste.

    In akuten Fällen haben die Fachkräfte natürlich auch außerhalb der jährlichen Kontrollen den öffentlichen Baumbestand im Blick. Festgestellte Gefahrenquellen werden vom Bauhof der Gemeindewerke beseitigt. Wenn das nicht ausreicht, kommen Fremdfirmen hinzu.

    Die erfassten Lebensläufe der kommunalen Bäume geben auch Auskunft über Schädlingsbefall wie beispielsweise durch Borkenkäfer, Miniermotten oder Pilze, die sich auf Stämmen oder Blättern angesiedelt haben könnten. Dank der Nummern am Stamm lassen sich die Bäume bei Kontrollen oder erforderlichen Pflege- oder Sicherungsmaßnahmen schnell und einfach identifizieren. Das ist vor allem bei langen Straßen und Wegen oder Anlagen mit großem Baumbestand hilfreich.

    Doch auch der heiße, trockene Sommer hat in diesem Jahr seine Spuren hinterlassen. Unter der Trockenheit litten vor allem Linden und Eschen. „Um den Jungbaumbestand nicht zu gefährden, muss viel gewässert werden“, sagt Wohlleben. Langfristig hält es der Experte angesichts der Klimaveränderung für nötig, Bäume anzupflanzen, die in der Mittelmeerregion gut gedeihen. Das müssen nicht gleich Palmen sein. Denn auch Platanen und Ahorn gelten als ideale mediterran orientierte Stadtbäume.