Das Drama „Die defekte Katze“ ist angenehm unaufgeregt, aber auch recht blutleer

    In Hollywood wäre das der Stoff für eine Liebeskomödie: Ein junger Mann mit Migrationshintergrund lässt sich auf elterlichen Rat hin auf eine arrangierte Ehe ein. Die Braut zieht aus der alten Heimat in die neue. Die übliche Reihenfolge der Romanze wird umgedreht: statt nach und nach vom launig-heiteren Aufeinanderstoßen und Sich-Verlieben bis zur Frage, ob der Partner schnarcht, zu gelangen, steht das Teilen von Tisch und Bett am Anfang. Das tatsächliche Kennenlernen findet erst danach statt. Doch die Grundfrage aller „Romcoms“ – wird es mit der Liebe auch klappen? – bleibt dieselbe.

    Susan Gordanshekan, in Kassel als Tochter iranischer Einwanderer geboren, nimmt ihr Thema zu ernst, um es in das Korsett eines Genrefilms pressen zu wollen. Ihre Protagonisten, den jungen, in Deutschland aufgewachsenen Arzt Kian (Hadi Khanjanpour) und seine Braut in spe, Mina (Pegah Ferydoni), umgibt eine Aura der Traurigkeit und Vereinsamung. Man sieht, wie er in Deutschland diverse Blind Dates eingeht, wobei man seine weiblichen Gegenüber immer nur hört. Mina trifft sich derweil traditionell im Familienkreis mit möglichen Heiratskandidaten, auch das ein Unterfangen mit Frustrationen. Die Regisseurin springt zu dem Moment, an dem Kian seine Frau vom Flughafen abholt. Sie sind verheiratet, aber wissen von einander kaum etwas. In der ersten Nacht liegen sie wie unfreiwillige Zimmergenossen nebeneinander.

    Fast von selbst versteht sich, dass Minas Part von da an der spannendere ist. Ferydoni verkörpert sie als durchaus selbstbewusste junge Frau, die zögerlich die Freiheiten eines Lebens in Deutschland entdeckt. So geht paradoxerweise das Kennenlernen der Eheleute mit einer Entfremdung daher: Kian hat immer weniger Verständnis für Minas Eigensinn, umgekehrt kann Mina sich ihrem Mann gegenüber nicht richtig öffnen.

    So wenig sie zu Belustigung einladen will, so wenig versucht Gordanshekan in „Die defekte Katze“ die Beziehungsdynamik einer arrangierten Ehe wirklich zu ergründen. Ihre Kamera beobachtet ruhig und geduldig, die Figuren agieren verhalten. Die Reflexion über Identität und Integration, Tradition und Ausgrenzung findet angenehm unaufgeregt, aber auch blutleer und temperamentsarm statt.

    „Die defekte Katze“ D 2018, 93 Min., ab 6 J., R: Susan Gordanshekan, D: Pegah Ferydoni, Hadi Khanjanpour, Henrike von Kuick, Constantin von Jascheroff, täglich im Abaton; www.alpenrepublik.eu /diedefektekatze.html