In dem Melodrama „A Star Is Born“ überzeugen Lady Gaga und Bradley Cooper im Remake eines Klassikers

    Der in die Jahre gekommene Country-Rocker Jackson Maine ist eine große Nummer im Musikgeschäft. Doch seine Karriere bröckelt. Er hat einen quälenden Tinnitus. Er hat ein massives Alkoholproblem. Er hatte schon lange keinen Hit mehr. Noch aber füllt er die großen Stadien und Konzertarenen. Und macht seinen Job.

    Zu Beginn von „A Star Is Born“ sieht man Jackson vor jubelndem Publikum auf die Bühne steigen. Aus der Jeans friemelt er eine Handvoll Tabletten hervor, die er hastig einwirft. Um dann laut, raustimmig und Gitarre schwingend ganz in seiner Musik aufzugehen. Zumindest für die Dauer eines Auftritts. Die Begegnung mit der Sängerin Ally aber wird sein Leben auf berührende Weise aus den Angeln heben.

    Bradley Cooper („Hangover“, „American Sniper“), der diesem desillusionierten Musiker überzeugendes Format verleiht, hat sich für seine erste Regiearbeit „A Star Is Born“ einen klassischen Leinwand-Stoff vorgenommen. Und er hat sich der Mitarbeit von Stefani Germanotta alias Lady Gaga versichert. Sie gewinnt in ihrer ersten Filmrolle als Ally auf der ganzen Linie, ist selbstbewusst und verwundbar gleichermaßen. Ein Dreamteam. Jackson und Ally sind eines der wunderbarsten tragischen Liebespaare, die das Kino je gesehen hat.

    Es ist das vierte Mal, dass die Showbusiness-Geschichte um einen Mann, der ein Mädchen zum Star macht und dabei vor die Hunde geht, verfilmt wurde. Im Original „Ein Stern am Himmel“ von 1937 spielte Janet Gaynor eine aufstrebende Hollywood-Schauspielerin und Frederic March ihren Mentor. Am bekanntesten dürfte das erste Remake „Ein neuer Stern am Himmel“ von 1954 sein, das Film-Musical mit Judy Garland und James Mason. In einem weiteren „A Star Is Born“-Remake von 1976 mit Barbra Streisand und Kris Kristofferson wurde die Handlung ins Rock-Business verlegt.

    Und auch 2018 funktioniert der mehr als 80 Jahre alte Plot. Bradley Cooper überzeugt als Regisseur wie als Schauspieler mit Gespür für Emotion, ohne je in Kitsch abzudriften. Sein Jackson Maine ist ein sensibler, gebrochener Mann, der nur noch seine Musik hat und die Einsamkeit nach dem Auftritt in Whisky ertränkt. Er erlebt den Auftritt von Ally (Lady Gaga), die eine herzzerreißende Version von „La Vie En Rose“ singt. Er ist fasziniert.

    Jackson sieht ein großes Talent vor sich. Ally schreibt eigene Songs, traut sich aber nicht, sie selbst zu singen. Sie hält sich für zu hässlich für die große Showwelt. Jackson macht ihr Mut. Er lädt sie zu einem seiner Konzerte ein. Er zwingt sie quasi auf die Bühne, um eines ihrer Lieder zu singen. Ally will nicht so recht, doch irgendwann beginnen die Mühlen des Musikgeschäfts zu rotieren. Ein Manager wird aufmerksam auf sie. Sie nimmt eine Platte auf. Sie wird mit einem Grammy als „Best New Artist“ gekürt. Und während ihr Stern aufgeht, geht der von Jackson auf schmerzhafte Weise unter.

    Der Film bringt einem seine Figuren sehr nahe, obwohl er oft nur in Andeutungen auf ihre Hintergründe eingeht. Das Ensemble ist erstklassig. Und die Konzertaufnahmen sind von allererster Güte. Die Musik, zu großen Teilen komponiert von Lady Gaga, Bradley Cooper und Lukas Nelson, wurde live eingespielt, unter anderem bei den Festivals von Coachella und Glastonbury.

    „A Star Is Born“ ist ein Film über zwei Menschen, denen das Leben manche Narbe zugefügt hat. Zwei Außenseiter, die sich gefunden haben, die sich lieben und sich Halt geben – bevor der Ruhm sich unnachgiebig zwischen sie stellt. Einer der bewegendsten Filme des Jahres.

    „A Star Is Born“ USA 2018, 135 Minuten, o.A.,
    R: Bradley Cooper, D: Bradley Cooper, Lady Gaga, Sam Elliott, täglich im Abaton (OmU), Cinemaxx Harburg/Wandsbek, Savoy (OF), Studio (OmU), UCIs Mundsburg/Othmarschen Park (OF), Zeise (OmU); www.warnerbros.de/kino/a_star_is_born.html