Koh Tao.

Partylärm dringt aus den Bars am traumhaften Sairee Beach. Junge Urlauber lassen es auf Koh Tao im Golf von Thailand richtig krachen. Die kleine Insel ist bei Rucksacktouristen beliebt. Doch ihr Image nimmt Schaden: Mysteriöse Todesfälle haben dazu geführt, dass das Taucherparadies im Chumpon-Archipel zum Ärger der Behörden mit einem Beinamen belegt wird – „Insel des Todes“, weil immer wieder Touristen ums Leben kamen oder Opfer von Gewalttaten wurden. Kritiker beklagen den Umgang der Polizei mit diesen Gräueltaten. Häufig blieben die Ermittlungen aus. Und als Todesursache wird schlicht „Suizid“ angegeben.

Noch immer gibt der Fall der jungen Britin „Issy“ Rätsel auf. Es war im Juli, als sie am Sairee Beach aufwachte und wusste, dass sie vergewaltigt worden war. Man hatte ihr offenbar die Partydroge Rohypnol eingeflößt, die in Thailand ohne Probleme gekauft werden kann, glaubte sie. Die Frau meldete den Vorfall der Polizei. Es habe keine Vergewaltigung gegeben, behaupteten die Behörden. Weitere Ermittlungen gab es keine.

Nach ihrer Heimkehr berichteten britische Medien über den Fall. Doch statt zu ermitteln, verhängte die thailändische Polizei Haftbefehle gegen die britische Betreiberin des Onlineportals und zwölf Thailänder, die einen Facebook-Eintrag über die Vergewaltigung geteilt hatten. Der Vorwurf: Verbreitung von Falschmeldungen. Dass Thailands Polizei nun doch bereit ist, Vertreter nach London zu schicken, um sich die Version des Opfers anzuhören, gilt schon als Fortschritt.

Seit Jahren wird die 23-jährige Russin Valentina Novozhyonov vermisst. Die Polizei erklärte, sie habe keine Spur der jungen Frau entdecken können, obwohl sie alle Videokameras, die auf der Insel aufgestellt wurden, überprüft hat. Die Vermutung der Behörden: Die Russin sei beim „freien Tauchen“ auf eigene Faust im Meer ums Leben gekommen. Beweise dafür gibt es nicht. Die Unruhe auf Koh Tao begann 2014 mit dem brutalen Mord an einem jungen britischen Urlauberpaar, deren Leichen auf Sairee Beach entdeckt wurden. Damals wurden zwei Wanderarbeiter aus Myanmar wegen Mordes festgenommen. Es war das einzige Mal, dass nach Tätern gesucht wurde – danach waren die Begründungen immer nur: Suizid. Beispiele dazu gibt es reihenweise, wie das der 30-jährigen Belgierin Elise Dallemange, deren Leiche vor einem Jahr auf der Insel entdeckt wurde. Die junge Frau war während einer zweijährigen Asienreise in die Hände des Sathya Sai Baba Kults eines selbsternannten deutschen Gurus geraten. Am Abend ihrer Ankunft brannten die drei Hütten ihres Gästehauses ab.

Auch hier bezeichnete die Polizei den Tod der Urlauberin, die später weit weg vom Brandort gefunden wurde, als Selbstmord. Genau wie bei dem 29-jährigen Dimitri Povse, der am Neujahrstag 2015 erhängt in einem Bungalow gefunden wurde, bei dem die Polizei sofort von Suizid ausging – obwohl der Tote mit auf dem Rücken gefesselten Händen gefunden wurde. Doch die Stimmen der Kritiker und Opferverbände, die sich mit der offiziellen Begründung nicht zufriedengeben, werden lauter.

Auf Koh Tao lassen sich die Urlauber ihre Stimmung nicht trüben. In den Clubs am Sairee Beach wird immer noch bei hämmernder Lautsprechermusik gefeiert. 1,5 Millionen Urlauber der 30 Millionen Thailandbesucher im Jahr 2017 fanden den Weg auf die Insel. Die Behörden hoffen, dass das so bleibt.