An der Komödie „The Man Who Killed Don Quixote“ hat der US-Regisseur 25 Jahre lang chaotisch gearbeitet

    Er ist der kauzige Träumer des fantastischen Kinos. Der mittlerweile 77-jährige Terry Gilliam, einst Mitglied der Comedy-Legende Monty Python, hat seit seinem Regiedebüt „Jabberwocky“ 1977 immer wieder verstört und fasziniert.

    Nach mehr als einem Vierteljahrhundert hat es sein Opus magnum „The Man Who Killed Don Quixote“ tatsächlich auf die Leinwand geschafft. „Und nun, nach mehr als 25 Jahren Arbeit – oder Nicht-Arbeit – ein Terry-Gilliam-Film“, ist nun im Vorspann zu lesen. Und wie nicht anders zu erwarten, ist dieser Film ebenso irrwitzig und chaotisch wie seine katas­trophale Entstehungsgeschichte. Bereits Anfang der 90er-Jahre hatte Gilliam sein Projekt in Angriff genommen. Festgehalten wurde das alles von Keith Fulton und Louis Pepe im Dokumentarfilm „Lost in La Mancha“ (2002).

    Doch Gilliam wollte partout nicht aufgeben. Er versuchte mit Ewan McGregor und Robert Duvall einen Neustart. Es folgten Rechtsstreitigkeiten mit Versicherung und Produzenten. Und immer wieder Finanzierungsprobleme. Quixote wurde zu Terry Gilliams ganz persönlichem Kampf gegen die Windmühlen.

    Im vergangenen Jahr nahm Gilliam die Dreharbeiten wieder auf, nun mit Jonathan Price und Adam Driver in den Hauptrollen, und nach unendlichen Mühen ist der Film entstanden, der ihm so lang auf der Seele brannte. Freilich musste er Abstriche machen. Allein schon wegen des für seine Verhältnisse knappen Budgets von 16 Millionen Euro.

    Das sieht man „The Man Who Killed Don Quixote“ auch an. Kostenintensive Ideen, die man aus der Dokumentation kennt, wie ein Kampf Quixotes gegen lebensgroße Marionetten, wurden gestrichen. Am abträglichsten für den Film erweist sich die Entscheidung, die Handlung nicht im 17. Jahrhundert, wohin es Werbefilmer Toby per Zeitreise verschlagen sollte, sondern heute spielen zu lassen, was zu vielen Ungereimtheiten führt.

    Dennoch wird Gilliams immer ein wenig billig wirkender „Don Quixote“ nicht langweilig. Adam Driver spielt den karrieregeilen Filmregisseur Toby, der in Spanien einen Werbespot nach Themen aus Cervantes’ „Don Quixote“ dreht. Durch Zufall bekommt er eine DVD von einem Studentenfilm in die Hände, den er vor zehn Jahren über den traurigen Ritter inszeniert hat. Er hatte ihn bereits vergessen. Er fährt in das Dorf. Und trifft auf den tatterigen Schuhmacher Javier (Jonathan Pryce), seinen einstigen Hauptdarsteller, der seither tatsächlich glaubt, Don Quixote zu sein. Und in Toby seinen Knappen Sancho Pansa erkennt.

    Gemeinsam machen sie sich, warum auch immer, auf den Weg, um große Abenteuer zu bestehen. Da gibt es einen russischen Oligarchen Alexei (Jordi Mollà), der sich Tobys ehemalige Dulcinea-Darstellerin Angelica (Joana Ribeiro) als Geliebte hält. Da gibt es Tobys Boss (Stellan Skarsgård), der dem Russen Produktionsgelder aus der Tasche ziehen will. Da gibt es übereifrige Polizisten, schwertschwingende Ritter und wild gestikulierende Riesen.

    Mehr und mehr verschwimmen Realität und Fantasie. Man spürt Gilliams überbordende Visionen, die durch Konzessionen an die Machbarkeit mehr und mehr verblassen. Man hat geradezu Mitleid mit dem Regisseur. Eine Enttäuschung, die aber zumindest mehr als zwei Stunden lang bestens zu unterhalten weiß.

    „The Man Who Killed Don Quixote“ D 2018, 120 Min., o.A., R: Michael Bully Herbig, D: Friedrich Mücke, Karoline Schuch, David Kross, täglich im Savoy (OF); www.ballon-derfilm.de