Dortmund.

Physikstunde im Dortmunder Landgericht. Im Prozess um den Bombenanschlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund hat gestern ein physikalischer Sachverständiger des Fraunhofer Institutes sein Gutachten vorgelegt. Es ging um Detonationsgeschwindigkeiten, Luftwiderstände oder Abgangswinkel. Es ging darum, wie gefährlich die Sprengsätze tatsächlich waren, die der heute 28-jährige Angeklagte Sergej W. in unmittelbarer Nähe des Dortmunder Mannschaftsbusses zündete.

Viel harmloser als zunächst gedacht, behaupten die Verteidiger von W., seit ihr Mandant die Tat schon früh im Verlauf des mittlerweile neun Monate dauernden Prozesses grundsätzlich gestanden hat. Er habe mit den Bomben nur einen Kurssturz der BVB-Aktie auslösen wollen, um durch Geschäfte an der Börse Geld zu verdienen. Einen Schrecken sollten die Fußballer kriegen, niemand sollte verletzt werden. Deshalb habe er die Sprengsätze so konstruiert, dass sie keinen großen Schaden hätten anrichten können. Dennoch wurde bei dem Anschlag im April 2017 der damalige BVB-Profi Marc Bartra durch einen Metallsplitter schwer an der Hand verletzt, ein Polizist erlitt ein Knalltrauma.

Für einen bereits im Frühjahr geladenen Experten des BKA kein Wunder. Er hatte für einige der Splitter aus den drei Sprengsätzen eine kinetische Energie von über 100 Joule errechnet. Bereits ab 79 Joule müsse man mit tödlichen Verletzungen rechnen. Elmar Strassburger, Ballistik-Experte des Fraunhofer Institutes, attestierte den Bomben dagegen gestern eine eher „geringe Detonationskraft“. Allerdings, so Strassburger weiter, seien die Sprengladungen „nicht beherrschbar“ gewesen . Zudem seien die Explosionen der drei in einer Hecke versteckten Bomben – warum auch immer – schwächer ausgefallen, als es zu erwarten gewesen wäre. In der kommenden Woche wird der Prozess fortgesetzt.