Ein Espresso aus Amerika! Starbucks wagt es tatsächlich, in Italien seine erste Kaffeefiliale zu eröffnen ...

    Nichts ist italienischer als ein Espresso, die Kaffeepfütze mit der berühmten Crema, der Schaumkrone aus 200 Verführ-Aromen und -Inhaltsstoffen. Streng genommen kommt die um 1900 erdachte Methode, heißes Wasser mit hohem Druck durch feines Kaffeemehl zu pressen, aus Mailand. Hier wurde historisch der erste Espresso bestellt, also ein Getränk, das „ausdrücklich“ („espresso“) für jeden Gast einzeln aufgebrüht wird. Warum dieser kurze Ausflug in die Kaffeegeschichte? Weil ausgerechnet hier, im Mutterland mediterraner Lebensart, die US-Kaffee-Corporation aus Seattle – Starbucks – nach langem Hin und Her ihre italienweit erste Filiale eröffnet hat.

    Die Amis haben sich alle Mühe gegeben, nicht anzuecken. Hinter halbrunder, schicker Fassade im 117 Jahre alten Postgebäude an der Piazza Cordusio zeigt der Multi die hohe Kunst des Kaffeeröstens. Mittig im Raum steht ein Sieben-Meter-Röstfass plus Maschinentechnik made in Italy. Klotzen statt kleckern. Wo sonst füllt ein Kaffeetempel 2300 Quadratmeter? Wer bei 30 Kaffeesorten in Entscheidungsnot gerät, kann sich im Zwischen­geschoss am Tresen aus Calacatta-Macchia-Vecchia-Marmor mit einem Kaltgetränk trösten.

    Mit dem Ambiente eines Original-espresso, in irgendeiner Eckbar kleinlaut bestellt („un kaffä“), im Stehen weggeschlürft, mit einem lässig hinterlegten Euro gelöhnt, hat das nichts mehr zu tun. Das stört ein paar Italiener, zum Beispiel vom Verbraucherverband Unione Nazionale Consumatori. Dessen Sprecher nennt es „schade, dass der Preis für den Espresso absolut übertrieben ist“. Der kostet bei Starbucks 1,80 Euro. Aber bevor man den ordern kann, muss man sich auf der Karte durch 18 espressoartiges wursteln, von Mocha über Flat White bis Caramel. Ciao bello, ciao Caffè Italiano.