Außer Leidenschaft sind Risikobereitschaft, Ausdauer und Kontakte wichtig. Im Team geht es leichter

    Am Elbstrand neue Konzepte schreiben und endlich die eigenen Ideen verwirklichen – der Sprung in die Selbstständigkeit scheint verlockend zu sein. Hamburg führt dabei mit Berlin das Feld an. Laut dem KfW-Gründungsmonitor, der jährlichen Erhebung der Förderbank, lag die Hansestadt beim Gründer-Ranking ganz knapp hinter Berlin auf dem zweiten Platz, im Jahr zuvor sogar auf Platz eins.

    „Damit der Aufbau der eigenen Firma allerdings erfolgreich verläuft, gilt es gerade anfangs die Weichen richtig zu stellen“, unterstreicht Doreen Hotze, Leiterin des Gründungszentrums der Handelskammer Hamburg. Das erweist sich oft als nicht gerade einfach, schließlich betreten Gründer gleich mehrfach unbekanntes Terrain. Unterstützung auf vielen Feldern offerieren verschiedene Stellen (s. Kasten).

    Top oder Flop – längst nicht jeder kann sich mit seinem Vorhaben durchsetzen, selbst wenn die Idee zu Beginn unschlagbar erscheint. Auf dem Weg nach oben gilt es zahlreiche Hürden zu überwinden, die Arbeitstage sind oft lang, und Rückschläge gehören für fast jeden dazu. „Als Unternehmensgründer sollte man bestimmte Eigenschaften vorweisen“, sagt Hotze. Eine gewisse Risikobereitschaft sei ja schon nötig, um die Festanstellung aufzugeben und sich in die Selbstständigkeit zu wagen. Gerade am Anfang türmt sich ein Berg von Aufgaben, ein Achtstundentag reicht selten aus, „man muss wahnsinnig viel Zeit in die Entwicklung der eigenen Firma investieren“, weiß Hotze. Ohne Ausdauer und Beharrlichkeit kommt man nicht weit. „Wer motiviert ist und eine Vision mitbringt, hat schon mal einen wichtigen Grundstein gelegt“, ergänzt Claudia-Marie Dittrich, Leiterin der Hamburger ExistenzgründungsInitiative (hei.). Fachwissen und Branchenerfahrung im Gepäck helfen ebenfalls, ebenso Geld und gute Kontakte. „Wenn die Augen aber am Anfang nicht leuchten, wird es oft schwierig, am Ball zu bleiben, wenn es mal nicht so rund läuft.“ Bei aller Leidenschaft zur eigenen Idee sollte diese vorher auf ihre Chancen abgeklopft werden. Bieten bereits andere Firmen Ähnliches an? Gibt es einen Markt für das Produkt? Löst meine Idee ein Problem oder bietet sie einen echten Mehrwert? Würden Menschen dafür Geld ausgeben und wie viel? Besteht Potenzial für eine spätere Weiterentwicklung? „Möglichst schnell das Produkt am Markt testen und das Umfeld ausleuchten“, rät Hotze. So könne das Feedback wichtige Impulse zur Weiterentwicklung geben. Viele Gründer begingen den Fehler, zu lange und bis ins kleinste Detail am Produkt zu feilen, statt es früh ins Rennen zu schicken. Das Potenzial ließe sich etwa durch Befragungen auf Facebook, von potenziellen Kunden oder auf Netzwerkveranstaltungen abklopfen. „Wir predigen immer, geht raus und betreibt Networking!“, sagt Dittrich. Nur wer das stille Kämmerlein verlässt und sich mit anderen Gründern, Branchenkennern und potenziellen Kunden austauscht, könne die Chancen realistisch einschätzen.

    Der Businessplan gibtStruktur und Klarheit

    „Ein Businessplan fordert ein, sich mit dem Produkt, dem Markt und den Wettbewerbern intensiv auseinanderzusetzen“, sagt Stefanie Huppmann, Leiterin des Start-up-Centers der Haspa. Viele Gründer glaubten fälschlicherweise, sie schrieben den Businessplan nur, um eine Finanzierung zu erhalten. „Ein gut strukturierter Plan hilft zuerst dem Unternehmer selbst und verbessert nicht selten sogar das Produkt“, weiß auch Hotze. Zwar sei er auch Voraussetzung für das Engagement der Geldgeber, aber er ermögliche vor allem, das Vorhaben in die Details aufzufächern und besser einzuschätzen, ob die angepeilten Ziele sich überhaupt realisieren lassen. Für die Erstellung gibt es Unterstützung von verschiedenen Seiten. Seit vielen Jahren im Netz unterwegs ist die Gründungswerkstatt Hamburg – hinter der die Handelskammer und die Handwerkskammer stehen –, die unter anderem bei der Entwicklung eines individuellen Businessplans hilft. „Einzigartig in Deutschland ist dabei, dass Gründer interaktiv Experten der Kammern einbinden können“, erklärt Hotze. Die Hamburger ExistenzgründungsInitiative wiederum hat den hei.Ideenplan kreiert, der in neun Schritten die Geschäftsidee von Grund auf strukturiert und Stolpersteine offenlegt. Workshops und Einzelgespräche bringen die Umsetzung voran.

    Der Businessplan umreißt die Idee und zeigt auf, wie sie erfolgreich umgesetzt werden soll. „Er sollte möglichst nicht mehr als 20 Seiten umfassen“, rät Huppmann. Diese beginnen mit einer prägnanten Zusammenfassung der Geschäftsidee, um dann das Produkt oder die Dienstleistung näher zu beleuchten. Eine Marktübersicht, mögliche Kunden, das Marketing, die Unternehmensorganisation, Finanzierung sowie Chancen und Risiken – all das sollte aufgegriffen werden. Grafiken gehören dabei in den Anhang. „In jedem Fall sollte das Vorhaben verständlich beschrieben sein und nicht durchweg im Fachjargon“, betont Huppmann. Tauchen Fachbegriffe auf, diese am besten erklären. Auch technische Laien müssen die Idee verstehen können. Kosten und eine Umsatzprognose sind ein Muss; „auch wenn die Annahmen selten hundertprozentig eintreffen, sollten die Planzahlen doch plausibel sein“, so Huppmann. Vorbildlich sei es, drei Szenarien aufzustellen, ein optimistisches, eine realistisches und ein pessimistisches. Die Haspa unterstütze dabei mit Branchenberichten und -kennzahlen. Eine gute Anlaufstelle ist die Commerzbibliothek der Handelskammer, die private Wirtschaftsbibliothek ist öffentlich zugänglich. „Wir bieten hier einen riesigen Bestand an Fachzeitschriften und Büchern aus den Bereichen Wirtschaft, Recht und Steuern sowie Zugang zu statistischen Businessdatenbanken“, berichtet Hotze. Auch juristische Musterverträge seien erhältlich.

    Die passenden Versicherungen federn das Risiko ab. „Unbedingt einen Notfallkoffer packen“, sagt Dittrich. Denn wenn der Selbstständige ausfällt, brechen die Einnahmen weg. Was konkret in den Koffer kommt, hängt vom Produkt oder der Dienstleistung ab. Eine Betriebshaftpflicht- und Krankenversicherung gehören zur Basisausstattung, auch über eine Berufsunfähigkeitsversicherung sollte man sich Gedanken machen. „Für einen produzierenden Betrieb macht zudem eine Betriebsausfallversicherung Sinn“, ergänzt Hotze. Die private Vorsorge für das Rentenalter muss nicht gleich am ersten Tag festgezurrt werden, aber auch dieses Thema gelte es möglichst nach dem ersten Jahr anzugehen.

    Ein Gesellschaftsvertrag sorgt für klare Verhältnisse

    Im Team geht vieles leichter. „Vertrieb, Controlling und Technik, selten bringt eine Person allein alle Kernkompetenzen für eine Gründung mit“, sagt Huppmann. Ein gutes Team decke diese oft ab – und gebe letztendlich den Ausschlag bei der Zusage einer Finanzierung. „Die Menschen hinter der Idee sind uns wichtiger als der Businessplan“, so Huppmann. Wer als Team startet, sollte aber in jedem Fall einen Gesellschaftsvertrag aufsetzen, „dieser ist vor allem wichtig, wenn es später doch mal Unstimmigkeiten gibt“, so Huppmann.

    Er regelt etwa die Anteile am Unternehmen, die Verteilung der Gewinne und die Ablösebedingungen. Wird als Gesellschaftsform die GmbH gewählt, können die Gründer stattdessen auch ein standardisiertes Musterprotokoll vom Notar ausfüllen lassen, welches günstiger ist, aber dafür relativ unflexibel und unvollständig.