Fußballgolf ist nicht so anstrengend, erfordert dafür aber viel Geschick. Und ist ein Spaß für die ganze Familie. Wir haben in Ochsenwerder eine Partie ausprobiert

    Fußball spielen, ohne rennen zu müssen: Das ist bei großer Hitze mal eine schöne Alternative, oder? Dann sollten Sie mit Ihren Kindern Fußballgolf ausprobieren. Das ist bequem und für die ganze Familie geeignet, selbst wenn sie nicht nur aus Sportskanonen besteht. In Ochsenwerder, ungefähr auf der Höhe, wo sich die Elbe in Süder- und Norderelbe teilt, hat die Familie Soltau vor nunmehr neun Jahren ihre Zuchtbullen verkauft und einige ihrer Weideflächen umgestaltet: Nach dem Aufbau einer Swingolfanlage kam 2015 eine Fußballgolfanlage dazu.

    Was Fußballgolf genau ist? Eine Mischung aus überdimensioniertem Minigolfplatz, Fußballtraining und viel Spaß in weitläufiger, erfrischend grüner Natur. Das Ziel ist es, seinen Fußball auf den 18 Bahnen mit so wenigen Ballschüssen wie möglich in ein Loch, ein Baurohr, ein Netz oder gar durch die Löcher einer sich auf Knopfdruck drehenden Scheibe zu kicken. Am Anfang jeder Bahn sieht man auf einer Tafel den Verlauf und das Par. Das bedeutet „Professional Average Result“ und gibt die ideale, kleinstmögliche Anzahl der Schüsse bis ins Loch an.

    Wir sind voller Tatendrang und wollen gleich anfangen. Die erste Bahn hat ein Par von 4 und scheint unspektakulär. „Weitergespielt wird immer von dort aus, wo man den Ball hingeschossen hat“, erklärt Daniel, der hier seit 2015 vorrangig als Swingolftrainer arbeitet und uns einweist „Wer seinen Ball mit zu viel Kraft über das Ziel hinausschießt, der darf ihn nicht einfach zurück auf die Startposition tragen. Also überlegt euch gut, wie ihr spielt, jeder Schuss zählt.“ Damit händigt er uns eine kleine Score-Karte aus, in die wir unsere Ergebnisse eintragen können.

    Das Anfängerglück währtleider nicht sehr lange

    Sieht doch ganz leicht aus! Fritz beginnt und brettert seinen Fußball kraftvoll in Richtung Loch, das mit einer Fahne versehen ist – Mist, viel zu weit, mit vier Schüssen wird das jetzt nichts mehr. Zu seinem großen Erstaunen braucht er neun Schüsse. Bei Franz ist es ähnlich, aber er schafft das Ganze mit sieben Schüssen, mein Mann schießt nur sechsmal und ich tatsächlich nur viermal. Ha, auf Anhieb Par! Allerdings währt das Anfängerglück nicht lange, danach zeigt sich schnell, wer jeden Tag Fußball spielt und ballgeübt ist.

    Wie auch auf einem klassischen 18-Loch-Golfplatz spielt man hier am Gauerter Hauptdeich viermal Par 3, zehnmal Par 4 und viermal Par 5 und kommt so im Idealfall auf 72 Par. Wer richtig gut ist, spielt „unter Par“, trifft also mit noch weniger Schüssen als angegeben ins Loch oder Ziel. Die Sonne strahlt, der Rasen ist unfassbar grün, hochgewachsenes Reet raschelt im Wind, am Horizont drehen sich Windräder. Familie Soltau hatte uns dazu geraten, einen Bollerwagen mit Getränken und Snacks mitzunehmen - für die etwa drei Hektar große, schattenlose Spielfläche mit Bahnen zwischen 35 und 70 Metern Länge ein guter Rat.

    Den Ball auf einen kleinen Hügel samt umlaufendem Graben zu schießen, klappt immer wieder - fast. Während Franz von der Hitze müde wird und in einem großen Baurohr Schatten sucht, machen wir weiter und schießen in ein Netz (Fritz schafft Par!), über Baumstämme, Schrägen hinauf, durch einen Traktorreifen, durch olympische Ringe, durch Kreise und unter Stangen hindurch. Bis wir gemerkt haben, dass der kräftige Wind alle Bälle nach links abdrehen lässt, haben wir schon viele Schüsse verbolzt. Das Ziel mit den 72 Par rückt in weite Ferne – ob wir zumindest 99 schaffen?

    Wie kriegt man den Ballin den verdammten Vulkan?

    Respektvoll nähern wir uns schließlich der drehenden Scheibe mit den vier Löchern. Das hier ist doch bestimmt der schwierigste Teil? „Nein“, lacht Daniel. „Mein Favorit ist die 17 – ein ungleichmäßig geformter Vulkan, dessen Loch nicht mittig ist. Zudem hat das Loch eine Verjüngung, das heißt, wenn man direkt hineintrifft, springt der Ball wieder heraus. Man muss ihn also vorsichtig hineinrollen. Der Vulkan ist sehr, sehr gemein.“

    Wie recht er hat: Auch für uns ist der Vulkan eine echte Herausforderung, und er verdirbt uns völlig unser Par. Fritz schafft es immerhin mit neun Versuchen, mein Mann mit zwölf, und mir hilft der wieder zu Kräften gekommene Franz nach dem 14. Versuch, und zusammen bekommen wir den Ball nach sagenhaften 18 Versuchen ins Loch. Zumindest haben wir das so gezählt und in die Karte eingetragen. Puh, dagegen ist die Drehscheibe wirklich ein Klacks.

    Nach eineinhalb Stunden müssen wir jetzt nur noch die Bälle eine letzte Schräge hochschießen und sind fertig. Zur Stärkung gibt es im hauseigenen Dielencafé Pommes mit Currywurst, Hotdog oder Kaffee und Kuchen, und wir zählen die Einträge auf unserer Score-Karte. Held des Tages ist mein Mann, der auf 94 Par kommt, gefolgt von Fritz mit 106. Ich habe 134 und das auch nur mit Schummeln.

    Spaß hat es trotzdem gemacht und nicht nur uns. „An Wochenenden mit gutem Wetter haben wir 200 bis 250 Besucher hier“, erzählt Daniel.