Berlin.

Als der Kapitän bemerkte, was passiert war, drehte er das Kreuzfahrtschiff „Aidaluna“ um und fuhr zurück zu der mutmaßlichen Unglücksstelle. Er informierte auch die kanadische Küstenwache, die mit Flugzeugen und Hubschraubern die Suche nach dem Vermissten aufnahm. Bislang vergeblich. Der frühere Fernsehstar Daniel Küblböck (33) ist verschwunden.

Es war am frühen Sonntagmorgen, etwa 185 Kilometer vor der Küste von Neufundland (Ortszeit), als „eine Person über Bord gesprungen ist“, wie ein Sprecher der Reederei Aida Cruises unserer Redaktion bestätigt. „Bei der vermissten Person handelt es sich um Daniel Kaiser-Küblböck“, sagt der Sprecher. Den Doppelnamen hatte Küblböck vor sechs Jahren angenommen – damals ließ er sich von einer Immobilien-Millionärin adoptieren. Noch ist unklar, was an Bord geschehen ist. Das 250 Meter lange und rund 600 Crewmitglieder zählende Kreuzfahrtschiff befindet sich auf dem Weg von Hamburg nach New York, Küblböck war als Privatperson einer der 2200 Passagiere. Nördlich von St. John’s fiel das Fehlen des gebürtigen Bayern auf. Der Kapitän und die Crew hätten einen sogenannten Kabinencheck durchgeführt, berichtet der Reedereisprecher. Dieser bestätigte die Befürchtungen – Küblböck fehlte.

Laut seiner Internetpräsenz sollte er am vergangenen Sonnabend eigentlich bei einem Konzert in Berlin auf der Bühne stehen. Der frühere Kindergärtner wurde im Alter von 17 Jahren bekannt, als er in der ersten Staffel der RTL-Show „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) den dritten Platz belegte und sich durch seine schrillen Auftritte den Ruf eines Paradiesvogels erwarb. In den folgenden Jahren veröffentlichte er mehrere Alben und nahm an zahlreichen TV-Unterhaltungsformaten teil, vom Dschungelcamp bis „Let’s Dance“. Seiner polarisierenden Wirkung war er sich bewusst. Alles, was er mache, spalte, sagte er einmal in einem Interview. „Aber ich glaube, das macht mich aus.“

GeringeÜberlebenschancen

Später wandelte er sich zu einem geachteten Jazzmusiker. Im Fernsehen war er zuletzt nur noch selten zu sehen. 2013 starb sein ein Jahr älterer Bruder an einer Drogen-Überdosis. Finanziell jedoch soll Küblböck gut dagestanden haben: In Niederbayern hatte er in eine Solaranlage investiert und damit nach eigener Aussage viel Geld verdient. Seit er sich von einer alleinstehenden, damals 70-jährigen Millionärin adoptieren ließ, lebte Küblböck überwiegend auf Mallorca.

Ist es möglich, dass ein Passagier einfach so von einem Schiff verschwindet? Unabhängig vom Fall Küblböck: Die Wahrscheinlichkeit, jemanden im Meer zu finden, sei äußerst klein, sagt der Münchner Strafrechtler und Buchautor Alexander Stevens, der sich intensiv mit Verbrechen auf Kreuzfahrtschiffen beschäftigt hat. 99 Prozent der Opfer würden nie gefunden. „Die Chance, einen Sturz vom Kreuzfahrtschiff aus einer Höhe von 20 bis 60 Metern zu überleben, ist verschwindend gering.“

Ausgeschlossen ist es jedoch nicht. Im August wurde eine britische Urlauberin gerettet, die betrunken von der „Norwegian Star“ gefallen war. Sie überlebte zehn Stunden lang, bis sie endlich gefunden wurde – allerdings im vergleichsweise warmen Wasser der Adria.

Im Nordatlantik beträgt die Meerestemperatur aktuell nur 10,5 Grad.