Die Ukraine hat wegen eines ungeklärten Chemie-Unfalls auf der Krim Grenzübergänge zu der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel gesperrt. Zudem habe man in der angrenzenden Region alle Schulen und Kindergärten geschlossen, teilte die Behörde des südukrainischen Gebiets Cherson am Freitag mit. Auf der Krim waren zuvor mehr als 4000 Menschen wegen erhöhter Schwefeldioxid-Werte in Sicherheit gebracht worden.

Vor zwei Wochen hatten Bewohner über stechenden Geruch und Atembeschwerden geklagt. Zudem wurde von bräunlichen, öligen Belägen auf Autos und Gegenständen in der Umgebung berichtet. Die Behörden ignorierten den Vorfall jedoch. Russland hatte sich die Halbinsel 2014 einverleibt, der Westen sieht darin einen Völkerrechtsbruch.

Vermutet wird, dass das Titan­dioxid-Werk in der Stadt Armjansk nahe der Verwaltungsgrenze Quelle der Giftstoffe ist. Dort werden Pigmente für Lacke und Düngemittel produziert.

Die genaue Ursache für das Leck ist jedoch unklar. Die von Russland eingesetzten Behörden erklärten, große Hitze habe zu chemischen Reaktionen in einem Speicherbecken geführt. Dieses sei wegen der von der Regierung in Kiew eingestellten Wasserlieferungen nach der Annexion völlig ausgetrocknet. Ukra­inische Experten vermuten, dass Salzwasser in dem Becken ungewollte chemische Reaktionen ausgelöst hat. Kiew warf dem russischen Militär vor, das Becken bei Übungen beschädigt zu haben, und forderte eine internationale Untersuchung des Vorfalls.

Dem moskautreuen Republikchef Sergej Aksjonow zufolge soll das Werk in wenigen Tagen seine Produktion zeitweise wieder aufnehmen.