Halstenbek. Mareike Krügel liest in Halstenbek aus „Sieh mich an“. Es geht um ein scheinbar normales Wochenende

    Ein ganz normales Wochenende, an dem alles so ist wie immer. Das ist eigentlich alles, was Katharina will. Ihr Leben wird bestimmt von pubertierenden Kindern, den Krisen ihres Mannes, den Problemen ihrer Nachbarn, von ihrem Job. Und dann ist da noch ihre Schwester, die ihr die Ohren volljammert. Katharina ist eine Frau, die in ihrem Leben eigentlich keinen Platz mehr hat. Bis sie in ihrer Brust einen Knoten entdeckt. Und plötzlich ihr Leben infrage stellt.

    Katharina ist die Ich-Erzählerin im Buch „Sieh mich an“, dem aktuellen Roman von Mareike Krügel. Als Schauplatz hat die Autorin ihre Geburtsstadt Kiel gewählt. Ihre Protagonistin Katharina Theodoroulakis war früher eine Frau mit großen Idealen, die gern auf Partys ging, laut lachte, eine Frau voller Optimismus. Sie ist klug, hat Musik studiert. Was dann folgte, war die Karriere einer Ehefrau. Hochzeit, Haus, zwei Kinder, ein Job als musikalische Früherzieherin in einem Kindergarten.

    Heute ist Katharina eine Frau, die sich selbst irgendwo zwischen Kindern, Beruf und ihrer kriselnden Ehe verloren hat, die für sich keinen Platz mehr findet in ihrem Leben. Sie muss ihre Tochter wegen Nasenblutens aus der Schule abholen, den Nachbarn versorgen, der sich aus Versehen den Daumen abgetrennt hat, schnell noch ein Mittagessen für die Verletzten zaubern. Der Wäschetrockner muss gelöscht, das Gästebett bezogen werden, denn ein alter Studienfreund hat sich als Besuch angekündigt. Die Tochter will zum Reitunterricht und die Schwester wartet seit Tagen auf einen Rückruf.

    Es ist das Chaos eines scheinbar ganz normalen Freitags. Aber dann ist da noch besagter Knoten, den Katharina vor zwei Wochen in ihrer linken Brust ertastet und von dem sie niemandem erzählt hat. Auf gewisse Weise ist der Titel des Buches, „Sieh mich an“, auch ein Hilferuf der Protagonistin.

    Ist alles in ihrem Leben so gelaufen ist, wie sie es wollte?

    Für Katharina ist klar, dass sie sterben, dass dieser Knoten in der Brust ihr Ende sein wird. Aber man kann ja nicht einfach sterben, wenn die Dinge noch ungeklärt sind. Sie beginnt, sich zu fragen, ob in ihrem Leben alles so gelaufen ist, wie sie es wollte. Am Ende dieses verrückten Tages beschließt sie, sich doch jemandem anzuvertrauen, jemandem, den sie liebt.

    Der Roman „Sieh mich an“ ist das vierte Buch der 1977 geborenen Autorin Krügel. Ihr Erstlingswerk „Die Witwe, der Lehrer, das Meer“ erschien 2003, zwei Jahre später folgte „Die Tochter meines Vaters“, 2010 erschien der Roman „Bleib wo du bist“. Für ihr aktuelles Werk nahm sich Krügel dann ein paar Jahre mehr Zeit: „Sieh mich an“ erschien im vergangenen Jahr. 2018 veröffentlichte sie zudem den Jugendroman „Zelten mit Meerschwein.“

    Die Autorin studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, leitete zehn Jahre lang das Schreiblabor im Literaturhaus Hamburg und ist Mitglied in der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland.

    Start in das Winterprogramm des Kulturkreises

    Mareike Krügel liest auf Einladung des Kulturkreises Halstenbek aus ihrem Roman. Die Lesung ist der Startschuss für das Winterprogramm des Kulturkreises.

    Der Verein wurde im Jahr 1990 gegründet und organisiert seitdem neun oder zehn Veranstaltungen jährlich, überwiegend sind es Konzerte und Lesungen. Er finanziert sich maßgeblichen durch die Beiträge der mehr als 500 Mitglieder, zudem durch Kartenverkäufe und Spenden. Vereinsvorsitzende ist Tamara Böhning. Zu den Hauptzielen der Gruppe gehört es, einheimischen Künstlern ein Forum zu geben und das kulturelle Leben in Halstenbek zu bereichern.

    Weitere Veranstaltungen im Winterhalbjahr sind eine musikalische Lesung über das Leben der Malerin Paula Modersohn-Becker (19. Oktober), ein Opern-Konzertabend mit der Gruppe The Cast (10. November), eine vorweihnachtliche Lesung mit Musik (9. Dezember) und die Neujahrsgala mit den Hamburger Kammersolisten (4. Januar).

    Lesung: Freitag, 14. September, 19.30 Uhr, Gemeindezentrum Arche Noah, Haselweg 37, 10 Euro, Mitglieder des Kulturkreises 8 Euro, Schüler und Studenten 5 Euro