Auch wer in einem früheren Leben Krokodil war, lebt heute als Radfahrer gefährlich

    Es gibt Menschen, die damit Geld verdienen, dass sie andere Menschen in ein früheres Leben begleiten. Auch im Kreis Pinneberg wird dieser merkwürdige Service unter dem Sammelbegriff Rückführung angeboten. Der Trip soll dazu dienen, Probleme und Ängste im gegenwärtigen Leben zu bewältigen.

    Dass ich ein früheres Leben hatte - vielleicht als Mensch, als Krokodil oder als Elefant, kann ich mir nicht vorstellen. Probleme und Ängste begleiten mich allerdings fast täglich. Beispielsweise, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin. Dabei geht es weniger um fantastische Rückführungen als um ganz reale Gefahrensituationen, die ich oft nur mit einem kräftigen Tritt in die Rücktrittbremse bewältigen kann.

    So etwas passiert, wenn mir trotz auffällig knallroter Schutzjacke und eindeutiger Verkehrsbeschilderung von allzu dynamischen Autofahrern die Vorfahrt genommen wird. Wer dann als Radler das Maß verliert und auf sein Recht beharrt, kann flugs im Krankenhaus landen und sich bestenfalls freuen, dass er sein gegenwärtiges Leben noch erleben darf.

    Beängstigend problematisch ist es auch andererorts. Zum Beispiel, wenn sich die Natur mit beeindruckender Wurzelkraft ihren Weg gebahnt hat. Solchen baumstarken Tatsachen widerstehen auf Dauer die wenigsten Radwege. Das Radeln wird zur bandscheibenquälenden Hoppeltour. Wenn es dann noch Jahre dauert, solche Auswüchse zu beseitigen, kommt mir doch glatt die Rückführung in den Sinn. Zurück in jenes Leben, als Straßenunterhalter noch Zeit und Geld hatten, solche Stolperpisten ganz fix plattzumachen.