Was für ein Sog! Was für ein Tempo! Was für ein verrückter, durchgeknallter Film! Aber wie ihn umreißen? Vielleicht so: „Asphaltgorillas“ ist ein Film über Freundschaft. Frank (Jannis Niewöhner) und der türkischstämmige Atris (Samuel Schneider) kennen sich seit Kindertagen. Schon damals konnte Frank sich immer durchmogeln, während Atris immer eins auf die Nase bekam. Das ist so geblieben. Atris ist ein kleiner Dealer, der noch bei den Eltern wohnt und für den Kiez-Clan Handlangerdienste verrichtet. Während Frank die Tochter eines reichen Russen zur Freundin hat und einen dicken Lamborghini fährt. Mit dem er eines Tages fast seinen alten Kumpel überfährt.

Oder so: „Asphaltgorillas“ ist die Geschichte einer Emanzipation. Immer lässt sich Atris fremdbestimmen. Daheim von seiner Mutter, die ihn dauernd verheiraten möchte. Draußen vom Klan-Chef El Keitar (Kida Khodr Ramadan). Bis er Frank wieder begegnet und dieser ihm einen todsicheren Deal vorschlägt. Bei dem dann freilich alles schiefgeht.

„Asphaltgorillas“ ist Kino, das sich nicht ernst nimmt, aber Spaß macht

Oder so: „Asphaltgorillas“ ist die Geschichte einer Liebe in krassen Verhältnissen. Mitten im Versuch, sich freizustrampeln, läuft Atris eine geheimnisvolle Fremde, die Diebin Marie (Ella Rumpf), über den Weg. Die ist dann nicht wenig schuld daran, dass Atris sein bisheriges Dasein umkrempeln will. Auch wenn er sich nie sicher sein kann, ob er sich auf das Mädchen wirklich verlassen kann.

Vielleicht umreißt man den Film aber auch einfach mit den Worten von Jannis Niewöhner, einem der Hauptdarsteller: „Es gibt einen Hund, es gibt einen Schlüssel. Es gibt zwei Liebespaare, und es gibt Gangster. Und alle verstricken sich in­einander, und es führt zu einem riesigen, schönen Chaos.“

Nach vier „Bibi & Tina“-Filmen hat Detlev Buck sich mal wieder völlig neu erfunden und seinen ersten Ganovenfilm gedreht. Auf den Straßen von Berlin. Genauer: auf denen von Kreuzkölln. Genau da spielte vor zwölf Jahren sein Drama „Knallhart“, in einem ähnlichen Milieu. „Asphaltgorillas“ ist allerdings das knallharte Gegenstück dazu. Eine Gaunergroteske, in der Testosteron-Berge von Männern, Blondinen aus dem Klischeekatalog, Karren, Knarren, Koks und Köter und sogar eine polnische Triade munter mitmischen.

Buck hat dabei wieder, wie als Talisman, einige Mitstreiter aus „Knallhart“ dabei, außerdem Jungtalente wie Samuel Schneider oder Jannis Niewöhner (den er gekonnt gegen den Strich besetzt). Es spielen aber auch Szene-Größen mit wie die Rapper SSIO, Capital Bra oder die Hip­Hopperinnen von SXTN. Eine irre Besetzung, die nicht nur „Street Credibility“ verheißt, sondern auch zu einem spannungsgeladenen Schauspielmix führt.

Damit tobt Detlev Buck sich richtig aus, auch filmästhetisch. Offenbar ist er damit in seine Tarantino-Phase getreten. „Asphaltgorillas“ ist Kino, das sich nicht ernst nimmt, aber ziemlich Spaß macht. Szenen wie die, in der ein Dobermann den Lamborghini vollscheißt, muss man freilich aushalten können.

Asphaltgorillas D 2018, 103 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: Detlev Buck, Darsteller: Samuel Schneider, Jannis Niewöhner, Ella Rumpf, täglich im Cinemaxx Dammtor, Koralle, UCIs Othmarschen Park/Wandsbek