Hamburg. Warum das Hamburger Freiluft-Theater aufgibt, obwohl fast alle Vorstellungen ausverkauft waren

    Die Jubiläumsspielzeit wurde noch gefeiert, nach einem Vierteljahrhundert aber ist nun Schluss für den „Hamburger Jedermann“ in der Speicherstadt. Wie das Hamburger Abendblatt erfuhr, wird die Produktion eingestellt – nicht aus mangelndem Erfolg (in diesem Jahr waren nahezu alle Vorstellungen ausverkauft, fast jeden Abend gab es Standing Ovations), sondern weil die Stadtentwicklung über die Jahre in der Speicherstadt und der HafenCity Veränderungen zur Folge hatte, die dem Theatermacher und Autor Michael Batz, wie er selbst sagt, das Weiterspielen unmöglich machen. Man sei darum „gezwungen“, die Produktion einzustellen, er und zahlreiche Mitstreiter aus dem Ensemble seien darüber „tieftraurig“.

    Umgebungslautstärke gibt es immer bei einer Freiluft-Veranstaltung – in der Kulisse direkt am Brooksfleet aber habe, so Batz, die Geräuschkulisse aus Verkehr, Barkassenfahrten und vermieteten Partylocations in der Nähe nun ein Ausmaß erreicht, bei dem zeitgleiches Theaterspielen nicht mehr machbar sei. Hinzu komme, dass Mietverträge für Räumlichkeiten, die das Theater unter anderem als Garderoben und Büro nutze, gekündigt wurden. Die Entscheidung sei aus „rein praktischen Gründen“ gefallen: „Es geht nicht mehr, was sollen wir machen?“

    1994 war der erste „Hamburger Jedermann“ in Batz’ Fassung von Hugo von Hofmannsthals Mysterienspiel über die Open-Air-Bühne gegangen. Die Sandbrücke wurde ebenso bespielt wie eine Speicherluke. Die Fläche hinter dem Kesselhaus diente außerhalb der Vorstellungen (und dient nun wieder) als Parkplatz. Seit die Speicherstadt mit dem angrenzenden Kontorhausviertel 2015 in die Weltkulturerbe-Liste der Unesco aufgenommen wurde, warb man mit dem Slogan „Welterbe mit Weltbühne“. Nun schachern Tod und Teufel nicht mehr um die Seele des „Hamburger Jedermann“. Der „Jedermann“ gibt auf.

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