Gretchen Dutschkelegt in „1968. Worauf wir stolz sein dürfen“ ihre eigene Bilanz vor

    Das Jahr 1968 war im Rückblick eine gewaltige historische Zäsur. In der Tschechoslowakei wurde der Kampf um eine Liberalisierung des Sowjet-Kommunismus von Panzern niedergewalzt. Im Westen dominierten Studentenaufstände gegen etablierte politische Strukturen, Vietnamkrieg, Konsum, Kapitalismus. Errungenschaften und Veränderungen werden heute positiv, aber vielfach auch kritisch gesehen.

    Rudi Dutschke, 1979 mit 39 Jahren an den Spätfolgen eines Attentats gestorbener wortgewaltiger Vordenker der linken Studentenbewegung, gilt bis heute als zentrale Figur dieser Zeit. Seine Witwe hat zusätzlich zu der Biografie ihres Mannes nun in „1968. Worauf wir stolz sein dürfen“ ihre eigene Aufarbeitung der Zeit verfasst und stellt sie beim Festival vor.

    Die studierte Philosophin liefert erhellende Momente über den christlichen Glauben ihres Mannes, seine Absage an Gewalt und seinen Glauben an eine Wiedervereinigung Deutschlands. Die 68er-Bewegung bekämpfte Relikte der Nazis und etablierte antiautoritäre Strukturen. Die Frauenbewegung habe ihresgleichen emanzipiert. Ein kritisches Denken, eine kreative Entfaltung in Freiheit sei so erst möglich geworden. Gretchen Dutschke spart aber auch die Auflösungserscheinungen der Bewegung nicht aus, in denen „anmaßende Militanz“ zum Fetisch erhoben worden sei und die außerparlamentarische Opposition schließlich in extremistische Gruppen wie die Rote Armee Fraktion mit ihrem bald weniger politisch als selbstbezogenen Schreckensterror mündete.

    Gretchen Dutschke 15.9., 20 Uhr, Kühne Logistics University, Karten zu 14 Euro unter T. 30 30 98 98