Malte Blockhaus’ Doku „Following Habeck“ zeigt unmittelbar das Politiker-Dasein

    Er sieht gut aus, kann reden, schreiben, ist Doktor der Philosophie, Vater von vier Söhnen, war Schriftsteller und für den Zivildienst sowie zum Studium inklusive Promotion auch in Hamburg tätig. Seit Jahren ist Robert Habeck Berufspolitiker, in Schleswig-Holstein als stellvertretender Ministerpräsident sowie Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Energie im Kabinett aus SPD, Grünen und SSW, seit 2017 in der sogenannten Jamaika-Koalition. Als „Rock-Star der Grünen“ („Bild“-Zeitung) oder auch „Ken von der Küste“, zumindest aber Hoffnungsträger ist der jetzige Co-Bundesvorsitzende seiner Partei schon bezeichnet worden.

    Der Filmemacher Malte Blockhaus hat den gebürtiger Lübecker mehr als zwei Jahre lang begleitet. Seine Dokumentation „Following Habeck“ zeigt den smarten Politiker und Talkshow-Liebling im fast permanenten Wahlkampf: erst bei der Urwahl um die Grünen-Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl 2017, dann bei der Landtagswahl im selben Jahr.

    Nur mit seiner Kamera ist Blockhaus hautnah dran, am Ende etwas zu nah. Wir erleben Habeck bei gleich drei frühmorgendlichen Radio-Interviews per Smartphone im Hotelzimmer; wenig später spricht er im Fernsehen, danach auf Marktplätzen, auf Delegiertenkonferenzen oder ist auf dem Weg zum nächsten Termin. „Was für ein crazy Ride ist das eigentlich, den du unternimmst?“, sinniert Habeck im Auto (mit Fahrer) – und ist sich der Kamera stets bewusst. „Was brauchst du, Malte?“, fragt er den Jungregisseur, bei dem das Bild schon mal wackelt. Sei’s drum. Blockhaus’ Film ist authentisch, auch die alltäglichen Terminhatz von Spitzenpolitikern dokumentiert er. Dank Habecks Offenheit gewährt er Blicke hinter die Kulissen des deutschen Politikbetriebs und die Mechanismen der Demokratie. Klar wird: Die Selbstinszenierung von Politikern gehört dazu – ob vor der großen oder hier kleinen Kamera.

    Habeck mag beide. Und wenn er in einen vollen Saal komme, um eine Rede zu halten, sei das für ihn wie „ein Einlauf in ein Fußballstadion“. Dass der Spitzen-Grüne dies zugibt, ehrt ihn. Ebenso der fast totale Verzicht auf private Bilder.

    Übrigens: Einen Tag, nachdem der Dokumentarfilm in die Kinos kommt, scheidet Habeck aus dem schleswig-holsteinischen Kabinett aus. Ihm bleibt die Berliner Bühne – mitsamt allen Medien.

    „Following Habeck“ D 2018, 83 Min., o. A., R: Malte Blockhaus, täglich im 3001, Fr 31.8., 19.00, auch mit dem Regisseur, www.habeck-film.de