Hamburg. Anstieg um 140 Prozent binnen drei Jahren. In drei von vier Firmen werden Mitarbeiter jetzt stärker belastet

    In der Hansestadt dauert es immer länger, bis Stellen neu besetzt werden können. Rund sechs Monate sind es etwa bei Altenpflegern, geht aus einer Statistik der Arbeitsagentur Hamburg hervor. Ähnlich lange dauert es in anderen Branchen wie der Gastronomie oder bei Anlagenmechanikern für Sanitär und Heizung.

    Der Fachkräftemangel hat inzwischen dramatische Ausmaße angenommen. Nach dem Fachkräftemonitor der Handelskammer fehlen den Unternehmen gegenwärtig 53.400 Fachkräfte. Innerhalb von nur drei Jahren ist danach der Fachkräftemangel in Hamburg um 140 Prozent gestiegen. Während noch vor einigen Jahren vorwiegend Akademiker gesucht wurden, sind es jetzt vor allem qualifizierte Facharbeiter. Die beruflich Qualifizierten machen 44.000 der insgesamt 53.400 fehlenden Fachkräfte aus, der Rest entfällt auf Akademiker.

    Nach dem Fachkräftebarometer können bei den beratenden und wirtschaftsnahen Dienstleistungen rund 16.000 Stellen nicht besetzt werden. 5500 Fachkräfte fehlen in den Bereichen Verkehr, Transport und Logistik und weitere 5000 in Hamburgs Indus­trie. Künftig wird sich der Fachkräftebedarf weiter verschärfen, auch bei sozialen Berufen. Die Hamburger Krankenhausgesellschaft schätzt, dass die Kliniken in den kommenden zehn Jahren 5700 neue Pflegekräfte brauchen. In der Altenpflege werden in Hamburg 4500 Beschäftigte bis 2030 fehlen.

    Der Fachkräftemangel hat vor allem für die Beschäftigten gravierende Folgen. Denn 75 Prozent der von der Handelskammer befragten Unternehmen räumen dadurch Mehrbelastungen für die Mitarbeiter ein. In der Gesundheitswirtschaft kommen fast 100 Prozent der Unternehmen zu diesem Ergebnis.

    Die Unternehmen versuchen vor allem mit mehr Ausbildung, Personal zu gewinnen, da Stellenanzeigen kaum noch etwas bringen. „Die Berufsausbildung ist nach wie vor die beste Möglichkeit, Fachkräfte zu gewinnen“, sagt Handelskammervize-Präses André Mücke. Die Arbeitsagentur bietet Umschulungen in gesuchten Berufen an, und die Hamburger Hochbahn rekrutiert erfolgreich Quereinsteiger als Busfahrer.

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