rchäologie ist eine Welt der Wunder. Und ein solches hat jetzt das Archäologische Museum Hamburg mit einer Ausnahme-Schau an Land gezogen. „Margiana – Ein Königreich der Bronzezeit in Turkmenistan“ erhellt vom 2. November 2018 bis zum 17. Februar 2019 ein verschlossenes Land, in dem vor 4000 Jahren, lange vor der Gründung Roms und Pekings, eine Stadt mit Palästen, Kultorten und Handel blühte.

    Der russische Archäologe Viktor Sarianidi widmete der Entdeckung der Stadt Gonur Depe sein halbes Leben. Die Ausstellung präsentiert erstmals die Ergebnisse der archäologischen Forschung, eindrucksvolle Baustrukturen und mit feinsten Mosaiken ausgeschmückte „Königsgräber“ mit Meisterwerken bronzezeitlicher Handwerks- und Goldschmiedekunst. Eine Kooperation mit dem Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin und der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim ermöglichte es, dass die Exponate auch in besonderen Fotografien festgehalten wurden.

    Die bekannte Fotografin und Dokumentarfilmerin Herlinde Koelbl, bekannt durch ihre Langzeitstudie „Spuren der Macht – die Verwandlung des Menschen durch das Amt“, bereiste im Januar 2018 mit einem Team das Land, dessen geografische Lage auch sie erst einmal nachschlagen musste. „Sie suchten jemanden, der vielseitig und belastbar ist“, lacht die 78-jährige Fotografin aus München durchs Telefon. Über Baku führte die Reise in die Hauptstadt Aschgabat – eine Stadt, die Koelbl mit ihren weißen Mauern und weißen Fahrzeugen bereits stark faszinierte – und von dort weiter nach Mary im Südosten Turkmenistans.

    Von dort ging es zwei Wochen lang täglich um halb sechs Uhr morgens durch die Wüste Karakum zur Ausgrabungsstätte der Stadt Gonur Depe. „Wir mussten um sieben Uhr mit dem ersten Sonnenstrahl dort sein. Die erste Morgensonne hat ein klares hartes Licht. Da bekommen die Lehmmauern eine Kante, werden lebendig, erhalten eine Struktur“, sagt Herlinde Koelbl.

    Tagelang fotografierte sie täglich dort viele Stunden lang bis zum Sonnenuntergang: Innenräume, das große Königsgrab, Grabbeigaben und viele Details später in einem Studio. Sie war fasziniert von der Schönheit und Qualität der dünnwandigen Tongefäße, Alabastergefäße und der Schmuckstücke, die ein auch heute noch gültiges Design zeigen. Die Tage waren lang und anstrengend. Koelbl hat auch Menschen fotografiert, die sie für ihr Anliegen gewann. „Ich hatte das Glück, eine Hochzeit zu erleben, bei der die Braut gerade in eine traditionelle Tracht eingekleidet wurde.“

    Für Koelbl wird diese Begegnung mit der Archäologie möglicherweise nicht die einzige bleiben. „In der Verzahnung von Objekten, Archäologie und Fotografien ist eine Einheit, etwas Größeres entstanden, das über archäologische Sachfotografie hinausreicht“, sagt sie. Wenn das richtige Projekt kommt, wird die reiselustige Fotografin sicher nicht Nein sagen. „Man muss immer offen und neugierig für Begegnungen sein.“