Seoul .

Ein grauer Betonkasten, dicke Fensterscheiben. Wenig einladend wirkt der Eingangsbereich der Hunde-Klon-Klinik Sooam Biotech. Die Reichen, die es in die Klinik des südkoreanischen Wissenschaftlers Hwang Woo-suk zieht, sehen darüber hinweg. Es geht um Wichtigeres. Hier werden Wunder vollbracht. So jedenfalls sehen es die Kunden, die nur einen Wunsch haben: Ihren Hund wieder in die Arme zu schließen – ob Terrier, Cocker Spaniel oder Affenpinscher – Dr. Hwang bringt die vierbeinigen Lieblinge zurück. Und wenn auch nur als Klone.

Dass Hwang Woo-suk (65) nicht ganz unumstritten ist, ist längst vergessen. Hwang hatte 2004 weltweit für Furore gesorgt, als er vorgab, einen menschlichen Embryo geklont zu haben. Doch die Studien galten als gefälscht. Deshalb wurde er zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Doch 2005 gelang dem Tierarzt etwas, wofür er wie ein Weltstar gefeiert wurde: Er präsentierte den weltweit ersten Klon-Hund, Snuppy. Der Durchbruch war geschafft: Vermögende Hundeliebhaber aus Asien, den arabischen Ländern und den USA ließen von da an ihre Vierbeiner in die südkoreanische Hauptstadt einfliegen oder schickten DNA ihres toten Hundes. Etwa 20 Welpen im Monat kommen in der Klinik zur Welt, die als eine der wenigen weltweit gilt, in der Hunde kommerziell geklont werden. Dass mitunter an die 100.000 Euro fällig werden – stört keinen. Es seien viele Promis darunter, die anonym bleiben wollten, so die Klinik. Geld spiele keine Rolle. Sie kommen mit dem Wunsch, dass ihr gestorbenes Haustier wieder lebendig wird. „Wir schaffen einen identischen Zwilling, einige sagen, die Toten werden zurückgebracht“, sagt der Biologe Wang Jae Woon, Pressesprecher bei Sooam Biotech. Ob es der gleiche Hund ist? „Ja und nein, das ist sehr subjektiv.“

Nun hat sich die Klon-Klinik offenbar auch in Europa herumgesprochen. Ein Ehepaar aus Sachsen will seine plötzlich verstorbene Bulldogge Marlon bei Dr. Hwang klonen lassen. Das Paar soll bereits gekühlte Gewebeproben nach Seoul geschickt haben. Geburtstermin für Marlons Klon: Frühjahr 2019. Nach dem derzeitigen Umrechnungskurs soll die geklonte Version von Marlon umgerechnet rund 88.000 Euro kosten.

In Deutschland stößt dieses Vorgehen auf Kritik. Wie auch das erste Klon-Schaf, Dolly, gezeigt habe, seien die Klone oft sehr viel krankheitsanfälliger und würden früh sterben.

Weniger umstritten ist das Klonen von Hunden für „spezielle Zwecke“, wie es in der Seouler Klon-Klinik auch praktiziert wird. Sie werden etwa als Spürhunde bei der Polizei oder beim Militär eingesetzt.

Beim Klonen entnehmen die Forscher das Erbgut aus einer Körperzelle des Spenderhundes und übertragen es in eine Eizelle, aus der zuvor der Zellkern entfernt wurde. Der im Labor erzeugte Embryo wird dann in die Gebärmutter eines anderen Tieres eingepflanzt, das ihn austrägt.

Zur Schaffung des Klon-Schafs Dolly etwa, des ersten Säugetiers ohne biologischen Vater, war es Forschern in Schottland gelungen, einer Eizelle den Zellkern zu entnehmen, in dem die Erbinformation steckt. An seine Stelle platzierten sie den Zellkern aus der Euterzelle eines Schafes. Mit einer Nährlösung wurde die umfunktionierte Eizelle zur Teilung angeregt und anschließend in eine Ersatzmutter eingepflanzt. Dolly kam 1996 auf die Welt, starb jedoch nach nur einem recht kurzen Leben. Das scheint auch bei den geklonten Hunden aus Südkorea der Fall zu sein.

Ein Gemeinschaftsunternehmen, an dem auch Klon-Pionier Hwang beteiligt ist, hat sich auf das industrielle Klonen von Nutztieren spezialisiert. Schon bald soll die Fabrik 100.000 Rinder klonen, nach und nach will der Betreiber die Produktion auf über eine Million Tiere pro Jahr steigern.