Hamburg. Fraktionschef Dirk Kienscherf fordert Bahn zum Handeln auf: „Bei Betroffenen ist die Geduld am Ende“

    Der Hamburger Hauptbahnhof ist mit rund 550.000 Passagieren pro Tag der meistfrequentierte Bahnhof Deutschlands. Und seit fast einem Jahrzehnt sind sich alle Experten einig, dass das historische Bauwerk überlastet ist und erweitert werden muss. Doch passiert ist bislang fast nichts.

    Daher erhöht die Politik nun den Druck auf die Deutsche Bahn, die Eigentümern des Bahnhofs ist: „Bei vielen Betroffenen ist die Geduld am Ende“, sagte Dirk Kienscherf, SPD-Fraktionschef in der Bürgerschaft, im Interview mit dem Abendblatt. „Dass der Bahnhof an der Kapazitätsgrenze ist, ist uns allen klar. Die Bahn muss sich jetzt endlich dazu durchringen, ihn auf eigene Kosten zu erweitern.“

    Damit wies er Überlegungen aufseiten des Staatskonzerns zurück, die Stadt müsse mindestens einen erheblichen Teil der Kosten tragen. „Die Bahn ist gefordert, ihre Infrastruktur so zu entwickeln, dass sie den gewachsenen Fahrgastzahlen gerecht wird“, sagte Kienscherf. Das sei auch für die Stadtentwicklung wichtig, denn wenn die Stadt neue Wohn- und Gewerbegebiete entwickle, müsse auch die Verkehrs­infrastruktur mithalten.

    Der SPD-Politiker dämpfte allerdings auch die Erwartungen: „Wer die Planungsprozesse kennt, weiß, dass der Ausbau bei laufendem Betrieb einige Jahre dauert. Ich denke bis zu einer großen Erweiterung werden noch mehr als fünf Jahre vergehen.“ Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD) hatte kürzlich gegenüber der „Zeit“ gesagt, die Bahnhofserweiterung werde wohl erst in der zweiten Hälfte der 2020er-Jahre erfolgen, und er rechne nicht mit einer Fertigstellung vor dem Jahr 2030.

    Kienscherf zufolge wird daher intensiv über Zwischenlösungen nachgedacht. Ein möglicher Ansatz sei, zusätzliche Ein- und Ausgänge am völlig überlasteten Südsteg zu schaffen: „Hier muss und wird es einen neuen Anstoß geben“, kündigte der SPD-Fraktionschef an und betonte: „Ein ‚weiter so‘ kann es am Hauptbahnhof nicht geben.“ Über einen Erweiterungsbau am Südende des Bahnhofs wird bereits seit einigen Jahren nachgedacht. Konkrete Pläne wurden dazu aber bislang nicht veröffentlicht.

    Seite 10 Interview mit Dirk Kienscherf