Immer mehr junge Deutsche zieht es an Universitäten in den Niederlanden – ein Grund sind exotische Fachrichtungen. Lucie hat in Maastricht Arts and Culture studiert

    b Künstliche Intelligenz, Humangeografie, European Studies, Internationale Kommunikation und Medien oder Water Management: Die Liste der Studiengänge an Hochschulen in den Niederlanden ist nicht nur lang, sondern auch extrem vielseitig – und teilweise im Vergleich zu den Angeboten an deutschen Hochschulen „exotisch“. Das ist für viele junge Deutsche ein Grund, zum Studieren ins Nachbarland zu gehen. Auch die Hamburgerin Lucie Hennings hat sich für ein Studium in den Niederlanden entschieden, und zwar für das Fach Arts and Culture an der Universität Maastricht. „Ich wollte unbedingt auf Englisch und in einem internationalen Umfeld studieren“, sagt sie über ihre Motivation zu diesem Schritt.

    Die 24-Jährige hat mittlerweile ihren Bachelor-Abschluss gemacht – und sie erzählt begeistert: „Ich hatte eine wirklich schöne Zeit in Maastricht. An meinem Studium hat mir besonders gefallen, dass es so frei organisiert war. Wir hatten nur wenige feste Vorlesungen, dafür viel Raum für Diskussionen und Austausch in kleinen und sehr von Internationalität geprägten Lerngruppen. Reines Auswendiglernen von Fakten war in Maastricht kaum an der Tagesordnung.“

    Außerdem fand Lucie es toll, dass an ihrer Uni allen Studierenden ein fester Ansprechpartner zugeteilt war. Die Lebenshaltungskosten in den Niederlanden seien vergleichbar mit denen in Deutschland. „Ich kann ein Studium in den Niederlanden daher nur empfehlen“, bilanziert Lucie, die in Maastricht viele neue Freunde aus aller Welt gefunden und sich superwohl gefühlt hat.


    Einen Numerus clausus gibt es nicht
    In den vergangenen Jahren studierten mehr als 25.000 Deutsche in den Niederlanden. Beliebte Studienorte sind neben Maas­tricht auch Amsterdam, das maritime Rotterdam, Groningen, ­Utrecht, Leiden oder Enschede. Zwei Hochschularten stehen zur Auswahl: Universitäten mit einer eher wissenschaftlichen Ausrichtung und Fachhochschulen, sogenannte Hogeschoolen, deren Angebote oftmals berufsbezogen und besonders praxisorientiert sind. Die Studienzeit zum Erlangen eines Bachelor-Abschlusses beträgt in einigen Studiengängen nicht wie hierzulande drei, sondern vier Jahre. Einige Universitäten bieten aber auch einjährige Masterprogramme an.

    Unterrichtssprache ist meistens Niederländisch, aber auch Englisch und mitunter sogar Deutsch. Um ihre Studierenden optimal auf das Studium vorzubereiten und auf das nötige Sprachniveau zu bringen, bieten viele Universitäten und Fachhochschulen spezielle Sprachkurse an, meistens in den Sommermonaten. „Um in den Niederlanden zu studieren, muss die Sprache also kein Hinderungsgrund sein. Wer Englisch bis zum Abi gemacht hat, wird damit keine Probleme haben, ein englischsprachiges Studium auf die Reihe zu kriegen. Aber auch Studiengänge in Niederländisch sind gut zu schaffen“, bestätigt Lucie.

    Für die meisten Fächer gibt es keine Zulassungsbeschränkung wie den hiesigen Numerus clausus. Wohl aber werden teilweise spezielle sprachliche und schulische Vorkenntnisse verlangt – oder Bewerbungsgespräche via Skype geführt. Die Bewerbung erfolgt zentral in einem Online-Verfahren (studielink.nl). In einigen Fällen ist eine zusätzliche Bewerbung über die Webseiten der Hochschulen erforderlich. Dann entscheidet die entsprechende Hochschule, ob Bewerber die Zulassungsbedingungen für einen Studiengang erfüllen. Bei einigen Studiengängen muss beispielsweise eine bestimmte Fächerkombination im Abitur nachgewiesen werden, etwa für medizinische Fachrichtungen. In anderen Fächern ist eine Eignungsprüfung Voraussetzung, zum Beispiel für Kunst, Design oder Logopädie.

    In den Niederlanden fallen zudem Studiengebühren an. Diese liegen zwischen 1500 bis 2000 Euro pro Jahr. Zur Finanzierung gibt es jedoch Finanzierungshilfen, etwa den „Collegegeldkrediet“ oder aber Auslands-BAföG.

    Wer nach dem Bachelor seinen Master außerhalb der Niederlande machen will, kann meistens problemlos innerhalb von Europa das Studienland wechseln. Man kann mit dem Bachelor aus den Niederlanden einen darauffolgenden Master in Deutschland oder in einem anderen europäischen Land ansteuern. Umgekehrt ist es aber auch möglich, nach einem Bachelorstudium in Deutschland einen niederländischen Master zu machen.

    Lucie ist nach ihrem Bachelor nach Hamburg zurückgekehrt, um an der Uni Hamburg ihren Master im interdisziplinär ausgerichteten Fach International Business und Sustainability zu machen. Was danach kommt, steht noch in den Sternen: „Ein Job an der Schnittstelle von Kultur, Wirtschaft und Sozialem wäre schon klasse“, sagt Lucie, „aber das wird sich schon noch alles fügen.“