Duzen wird normaler, nicht nur in staatlichen Werbekampagnen. Was wäre, wenn Bürger Beamte auch so anreden?

    Gut, ich weiß ja, wenn ich das große schwedische Möbelhaus betrete – Hej! –, dann ist es vorbei mit deutscher Förmlichkeit. Dann sind wir beim Du. Dann geht man wie ein guter Freund mit mir um: „So werden deine Wohnträume wahr.“ Oder auch nicht, wenn das Regal „Kallax“ zum „Kollaps“ wird ... Aber das ist eine andere Geschichte.

    Andere Länder haben es einfacher. Die Unterscheidung „Du, Sie“, es gibt sie sehr oft nicht, vor allem nicht in der Weltsprache Englisch. Ein einziges „You“ muss reichen. Der Respekt zeigt sich aus dem persönlichen Umgang miteinander und nicht aus der sprachlichen Form. Das ist nicht so schlecht. Auch bei uns werden das Duzen und der Gebrauch des Vornamens im Zuge der Internationalisierung zunehmend gebräuchlicher, glaubt der Wirtschaftspsychologe und Werbeexperte Professor van Treeck – also der Joost.

    Vor allem in Berlin sei das so, sowohl Verkehrsbetriebe („Weil wir dich lieben“) als auch Polizei („Da für dich“) duzen die „Kunden“ in Werbekampagnen. Wie die Ordnungsmacht allerdings reagiert, wenn der Bürger den Knöllchenschreiber mit „Du, Polizeimeister Georg“ anredet, ist noch nicht erwiesen. Aber seien wir ehrlich. Vorteile hat die Sache mit Vornamen und dem Du natürlich. Wir ersparen uns diese Unsicherheiten, wer nun wem wann das Du anbietet. Der Ältere dem Jüngeren? Der Ranghöhere dem Niedrigeren? Der Herr der Dame? Das „Kollegen-Du“ fiele ebenso weg wie das „Vorgesetzten-Sie“: „Du, Frau Schuster, was kostet die Paprika?“ „Peter, holen Sie mal die Unterlagen.“ Außerdem: Niemand will doch wieder Zustände wie zu Kaisers Zeiten, als die Kinder „Gehorsamst, Herr Vater“ sagten. Obwohl ...