Beim Festival in Wilhelmsburg treten vom 17. bis zum 19. August140 Bands und DJs auf sieben Bühnen auf

    In den vorigen Jahren waren Gummistiefel und Regenjacken fast immer notwendige Kleidungsstücke, wenn man das Dockville Festival besuchen wollte. Obwohl mitten im Sommer, mussten Organisatoren und Musikfans so manche Schlammschlacht überstehen. In diesem Jahr sind die Aussichten geradezu rosig: Regen ist nicht angekündigt, und die Temperaturen sollen sich jenseits der 22-Grad-Marke bewegen. Gegenüber Festivals auf dem Land wie Hurricane oder Deichbrand hat das Dockville den Vorteil, dass niemand auf dem Gelände campen muss – zumindest nicht von den Hamburger Besuchern. Seit 2007 gibt es das innerstädtische Festival, mehr als 20.000 Zuschauer zieht es jedes Jahr an – mit einem Programm, das ohne die ganz großen Namen auskommt. Die Zeiten, als Stars wie Deichkind zu einer Bierdusche animierten, sind seit einigen Jahren vorbei.

    Was zählt beim Dockville, ist die Atmosphäre auf dem Gelände am Reiherstieg in Wilhelmsburg. Das Hafenambiente ist ähnlich wie beim Elbjazz einzigartig, das überwiegend, aber nicht ausschließlich junge Publikum friedfertig und rücksichtsvoll. Der urbane Industrie-Charme und ein ans Gelände grenzender Arm der Elbe, die Wiese und die Bäume auf dem weitläufigen Areal schaffen ein ganz besonderes Festivalgefühl.

    Das Dockville sucht nach Qualität und wird dabei fündig

    140 Bands und DJs treten vom 17. bis zum 19. August dort auf sieben Bühnen auf, viele davon Newcomer und einer breiten Masse noch nicht bekannt. Das verbindet Dockville und das Reeperbahn Festival im September. Während beide Veranstaltungsreihen in den Anfangsjahren noch in harter Konkurrenz miteinander standen, wer die größeren Namen auf seinen Plakaten drucken kann, gibt es diesen Wettbewerb nicht mehr. In Zeiten, in denen Gagenforderungen in ihrer Höhe immer absurder werden und selbst Riesenfestivals wie das Hurricane sich eine Reihe von Bands nicht mehr leisten können, sucht auch das Dockville vor allem nach Qualität und wird dabei fündig.

    Weit oben auf den Plakaten steht in diesem Jahr das schwedische Folk-Duo First Aid Kit. Die beiden Schwestern machen einen ruhigen und entspannten Folk, genau das Richtige, um auf einer Wiese zu chillen und ihren friedlichen Liedern zuzuhören. Auch bei der Band mit dem lustigen Namen Cigarettes After Sex wird niemand auf die Idee kommen, sich bewegen zu wollen. Die Gruppe aus Brooklyn macht Pop in Zeitlupe, der für eine Engtanzfete taugen würde. Anders zur Sache geht es bei Olli Schulz. Bei dem Singer-Songwriter aus Hamburg weiß man nicht, ob seine Songs oder seine Moderationen besser sind. Er nimmt jeden und jedes auf die Schippe, zuletzt musste Til Schweiger dran glauben. Und dann gehören zum Aufgebot in diesem Jahr noch Bonobo, Alt-J, Alice Merton, Chet Faker, Erobique und viele mehr.

    Wer zwischendrin eine Pause von der Musik braucht, kann ins Kunst-Camp gehen, zwischen den Marktständen flanieren oder sich eine der vielen Nischen zum Plaudern und Entspannen suchen. Dockville – das ist auch Flucht aus dem Alltag mitten in der Stadt.

    Dockville Fr 17.–So 19.8., (S Wilhelmsburg + Shuttle), Schlengendeich 12 Karten 114,-; Tages­tickets nur noch für Fr (49,-) und So (39,-); www.msdockville.de