Die Literatur-Verfilmung von Tino Hanekamps „So was von da“ setzt auf Improvisation statt auf eine Handlungsstruktur

    Eigentlich schließen sich die beiden Formate ja so was von aus. Literaturverfilmungen beziehen sich auf eine große Vorlage und leben doppelt vom Text – vom Buch und vom Drehbuch. Improvisierte Filme leben dagegen genau davon, sich vom Dreh-, also von jedem Buch freizumachen, aus dem Moment zu schöpfen. Insofern ist „So was von da“, der neue Streich des Berliner Underground-Filmers Jakob Lass („Love Steaks“) so was wie der Widerspruch in sich selbst: die erste improvisierte Literaturverfilmung.

    Er basiert auf Tino Hanekamps gleichnamigen, 2011 erschienenen Roman über eine letzte Nacht in jeder Hinsicht. Es ist Silvester, aber nicht nur das Jahr geht zu Ende. Auch der Club, den ­Oskar Wrobel (Niklas Bruhn) mit Freunden betreibt, soll dichtgemacht werden und einem Neubau weichen. Die letzte Nacht soll deshalb die größte aller Partys werden. Doch schon frühmorgens stehen drei finstere Reeperbahn-Ganoven vor Oskars Bett und wollen 100.000 Euro Schulden zurückhaben – und zwar noch diese Nacht.

    Als Oskars Vater gibt Bela B. (Die Ärzte) im Club gleich ein Konzert

    Dann steht abends ausgerechnet noch Oskars Ex im Club, die ihm vor langer Zeit den Laufpass gegeben hat, wovon Oskar sich noch immer nicht erholt hat. Und jetzt bringt sie seine Gefühle gleich wieder durcheinander. Und als sei das noch nicht genug, erwacht auch noch der Vater (Bela B. Felsenheimer von der Band Die Ärzte) von Oskars bestem Freund aus dem Koma. Ihn befreit man aus den Klauen seiner Frau, worauf der, weil er mal Rockmusiker war, gleich im Club ein Konzert gibt. Was natürlich seine Frau (Corinna Harfouch) auf den Plan ruft, die auch noch Innensenatorin und maßgeblich für den Abriss des Clubs verantwortlich ist.

    Oskars Stimme aus dem Off und Kapitelüberschriften geben eine Struktur, wo keine ist. Denn hier wird viel getanzt, laute Musik gehört und werden reichlich Drogen konsumiert. Die Werktreue der Verfilmung bestehe nicht in einer Reproduktion der Dialoge aus dem Buch, hieß es in einem Casting-Aufruf für die Statisten, sondern darin, „das Lebensgefühl auf die Leinwand knallen zu lassen“.

    Das knallt denn auch, zu wummernden Beats und blitzendem Licht. Und zwischen dem ausgelassenen Party-Volk irren die Darsteller durch die reichlich wirre Story, bei der der eine oder andere Protagonist zwischendurch auch mal verloren geht. Das alles gelingt mal mehr, mal weniger. Die jungen Darsteller kommen mit dieser Spielform ganz gut zurecht; eine Kiezgröße, die sich hier selber spielt, ist aber genauso überfordert wie Corinna Harfouch, eine gestandene Aktrice, die Dialoge braucht und eine Rollenstruktur.

    Hier knallt wirklich alles aufeinander. Handlungen, die sich im Drogenrausch verlieren. Die verschiedenen Arten der Schauspielerei. Und der erklärte Versuch des Filmemachers, Literatur als Party zu verfilmen. Letzteres muss man als gescheitert ansehen. Und die einzige, aber nicht unbedingt überraschende Lehre des Films ist wohl, dass es weit weniger Spaß macht, anderen bei einer Party zuzuschauen, als selbst eine zu feiern.

    „So was von da“ D 2018, 89 Min., ab 16 J., R: Jakob Lass, D: Niklas Bruhn, Martina Schöne- Radunski, David Schütter, Mathias Bloech, Tinka Fürst, täglich im Abaton, Studio-Kino, UCI
    Mundsburg u. Zeise; http://sowasvondafilm.de/