Ewig Sommerzeit, ohne an der Uhr zu drehen: EU-Abstimmung macht’s möglich

    Seit 38 Jahren gehört es zum deutschen Vorfrühling, die Uhren auf Sommerzeit umzustellen, und in diesem Jahr hat es endlich geklappt: 2018 folgte tatsächlich ein richtiger Sommer, ein heißer, ein beständiger, ein sonniger, ein rundum vorbildlicher. Ein Sommer, wie ihn alle, in deren Kindheit es noch gar keine Sommerzeit gab, in bester Erinnerung haben. Und ausgerechnet jetzt, mitten in diesem Supersupersommer, fordert uns die EU-Kommission auf, ihr per Onlineumfrage mitzuteilen, was wir Bürger von der Zeitumstellung halten. Bis zum Donnerstag, 16. August, können wir kundtun, ob wir wie bisher zweimal im Jahr grübeln wollen, in welche Richtung die Zeiger verdreht werden, oder ob wir ganzjährig die Sommer- oder die als Winterzeit diffamierte Normalzeit behalten wollen. Mehr als eine Million Internetantworter lassen vermuten, dass Sommerzeitgeschädigte ihre Chance wittern.

    Dabei sind hartnäckige Gegner der Sommerzeit oft gar keine. Die meisten schätzen das Mehr an Helligkeit an lauen Abenden, stören sich aber an der nervigen Umstellung im März und Oktober. Sie können noch schnell dafür stimmen, die Sommerzeit dauerhaft zu belassen. Warum jedes Jahr die Uhren einmal für sieben Monate und danach wieder für fünf Monate umstellen?

    Die EU-Bürokraten ahnen, dass eine Neuregelung schwieriger werden könnte als einst die Einführung der Sommerzeit. Denn egal, wie die Abstimmung ausgeht, sie ist nicht bindend. Finnland fordert schon, nicht mehr zweimal im Jahr an der Uhr zu drehen. Und Litauen hat beschlossen, die Sommerzeit ganzjährig zu belassen. Dann müsste auch Horst Seehofer nicht mehr fürchten, wie 2014 die Telefonkonferenz mit der Kanzlerin zu verschlafen.