Berlin/Kiel. CDU-Politiker greifen Äußerungen des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten an: „Nicht hilfreich“

    Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat mit Gedankenspielen zu Koalitionen von CDU und Linken in Ostdeutschland scharfe Kritik in der Union ausgelöst. Im Osten sei die Parteienlandschaft anders als im Westen, sagte Günther der „Rheinischen Post“. Fast 30 Jahre nach dem Mauerfall gebe es auch durch regionale Kooperationen ein „gutes Stück Normalisierung“ zwischen CDU und Linken. „Wenn Wahlergebnisse es nicht hergeben sollten, dass gegen die Linke eine Koalition gebildet wird, muss trotzdem eine handlungsfähige Regierung gebildet werden. Da muss die CDU pragmatisch sein“, sagte Günther.

    „Ich halte wenig davon, den Kollegen im Osten Ratschläge zu geben. Da ist Daniel Günther etwas über das Ziel hinausgeschossen“, sagte André Trepoll, Hamburger CDU-Bürgerschafts-Fraktionschef. Die Hamburger Union habe ein Zusammengehen mit Linken oder AfD klar ausgeschlossen.

    „Die Empfehlung Daniel Günthers habe ich mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen. Sie zeigt, dass unsere ostdeutsche Diktaturerfahrung in der nachwachsenden westdeutschen Politikergeneration nicht mehr präsent ist“, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier ging auf Distanz. „Das ist nicht hilfreich“, sagte der CDU-Bundesvize. „Die CDU und die Linkspartei trennen Welten. Deshalb ist das für die Union und erst recht für die CDU Hessen keine Option.“

    CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte: „Wir lehnen eine Zusammenarbeit mit Linken und AfD weiterhin klar ab. Es reicht nicht, wenn da der eine oder andere pragmatische Kopf dabei ist.“ Der CSU-Politiker Hans-Peter Friedrich reagierte entgeistert. „Teile der CDU scheinen völlig die politische Orientierung zu verlieren“, schrieb der Bundestagsvizepräsident auf Twitter.

    Nach der geballten Kritik relativierte Günther seine Aussagen. „Eine Koalition mit der Linkspartei lehne ich entschieden ab“, sagte er. Seine Äußerungen hätten sich auf den Fall bezogen, dass nach einer Landtagswahl keine Mehrheiten gegen Linke und AfD möglich seien. Eine solche Situation sei der CDU 2016 in Sachsen-Anhalt knapp erspart geblieben.

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