Hamburg. Behördenpräses Ties Rabe (SPD) kündigt im Abendblatt-Gespräch auch weniger Leerlauf vor den Zeugnissen an

    Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) will einer alten schulischen Tradition zu neuer Bedeutung verhelfen. „Ich bin der Überzeugung, dass Schüler besser lernen, wenn sie auch Schulaufgaben bekommen. Dabei ist es egal, ob die zu Hause oder im Rahmen des schulischen Ganztags erledigt werden“, sagte Rabe im Abendblatt-Sommerinterview.

    Der SPD-Politiker hat dabei besonders die Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern im Blick. „Bildungsnahe Eltern kümmern sich am Nachmittag sehr wohl darum, wie der Bildungsverlauf ihrer Sprösslinge ist. Mal über die Schulter gucken, sich die Hefte zeigen lassen und mit den Kindern darüber reden“, sagte der Senator. So sorgten diese Eltern dafür, dass die Kinder auf den richtigen Weg kämen. „Aber bei 30, 40 Prozent der Schüler haben wir solche Elternhäuser nicht. Wenn eine Schule keine Schulaufgaben aufgibt, dann machen diese Kinder am Nachmittag nichts für die Schule.“

    Rabe sprach sich für klare Regeln aus, die in der Schulbehörde derzeit erarbeitet würden. „An einigen Schulen sollte es mehr Hausaufgaben geben, aber mit einem vernünftigen Maß“, sagte der Senator. Er wundere sich, dass Hausaufgaben aus der Mode gekommen sein sollen. „Wir haben das doch früher auch gemacht. Kinder müssen lernen, selbstständig zu arbeiten“, so der 57-Jährige.

    Rabe betonte, dass in Zukunft insgesamt verstärkt darüber diskutiert werden müsse, welche Pädagogik an Schulen in benachteiligten Stadtteilen erforderlich sei. Hamburg habe diese Standorte in den vergangenen Jahren deutlich besser ausgestattet. „Es gibt Stadtteilschulen, die haben 50, 60 Prozent mehr Lehrer als das Gymnasium um die Ecke. Das muss man tun“, sagte Rabe. Aber mehr Personal allein nütze nur wenig.

    „Wir haben in der Vergangenheit zu sehr vernachlässigt, dass man mit diesen Schülern in einer bestimmten Art und Weise arbeiten muss“, sagte der Bildungspolitiker selbstkritisch. Rabe will Hinweisen nachgehen, nach denen Kinder aus sozial benachteiligten Familien am besten lernen, wenn viel geübt und wiederholt wird und es feste Abläufe gibt. Das sei am Beispiel des Lesenlernens auch wissenschaftlich erwiesen.

    Deutliche Kritik übte der Schulsenator an Planung und Organisation des Schuljahresendes. „Es geht nicht an, dass in den letzten Wochen vor den Ferien der Unterricht auf Sparflamme läuft und stattdessen Filmegucken und Klassenspiele überhandnehmen“, sagte Rabe. In den meisten Klassenstufen könnten die Zeugniskonferenzen in die vorletzte Woche vor den Ferien gelegt werden. Antje Müller, die Vorsitzende der Elternkammer, hatte kritisiert, dass diese Konferenzen vielfach schon vier Wochen vorher stattfinden. Kein Verständnis zeigte Rabe auch für eine derart frühe Rückgabe der Schulbücher. „Das werden wir gemeinsam mit den Schulen erörtern und ändern“, kündigte der Senator an.

    Seite 14 Das große Rabe-Interview