Die Bundestrainer Nicolai Zeltinger und Martin Otto werben für ihren Sport

    Die Bundestrainer Nicolai Zeltinger (47) und Martin Otto (56) bereiten ihre Mannschaften seit einem Vierteljahr auf die Heim-WM vor. Während die deutschen Damen als Medaillenkandidat gelten, muss bei den Männern fast alles optimal laufen, damit sie in den Kampf ums Treppchen eingreifen können.

    Zeltinger wurde Anfang 2011 erster hauptamtlichen Bundestrainer und Leistungssport-Koordinator für die Herrennationalmannschaft und führte das Team 2011 zu EM-Silber und 2015 sowie 2017 zu EM-Bronze. Bei den Paralympics 2016 in Rio schied die Mannschaft im Viertelfinale aus. Bis 2017 war Zeltinger auch für den deutschen Rekordmeister RSV Lahn-Dill tätig, wo er 1994 als Spielertrainer angeheuert hatte.

    Otto trat nach den Paralympischen Spielen von Rio 2016 die Nachfolge des Hamburger Holger Glinicki als Damen-Bundestrainer an. Glinicki hatte das Team in 316 Länderspielen als Headcoach zu insgesamt elf Edelmetall-Gewinnen mit dem Höhepunkt Paralympics-Gold 2012 geführt. Otto gewann als Spieler im Trikot der Rollstuhl-Nationalmannschaft 1999 Silber und 2002 Bronze bei den Europameisterschaften und nahm an den Paralympics 2000 und 2004 teil. Bei seinem ersten Turnier als Damen-Bundestrainer führte er das Team 2017 bei der EM zu Silber.

    Was erwarten Sie von der WM?

    Nicolai Zeltinger: Wir wollen Deutschland würdig repräsentieren. Das bedeutet, dass wir das Maximum rausholen wollen. Wir haben anvisiert, dass wir das Viertelfinale erreichen wollen. Uns ist auch wichtig, dass wir die Zuschauer von dem Sport begeistern und dass der Funke hin- und her springt und wir von den Fans getragen werden.

    Martin Otto: Ich hoffe, dass wir viele Menschen in Deutschland vom Rollstuhlbasketball begeistern können und es einen nachhaltigen positiven Schub für unseren Sport geben wird. Ich bin auf die Medienpräsenz und Zuschauerresonanz gespannt, denn eine Heim-WM wird für alle Beteiligten etwas Einmaliges werden.Und ich bin davon überzeugt, dass es ein tolles Erlebnis wird.

    Was zeichnet Ihr Team aus?

    Zeltinger: Wir haben ein mannschaftlich hervorragendes Gefüge. Dass wir für viele sehr überraschend bei der EM 2017 Bronze gewonnen haben, lag daran, dass so viel Vertrauen innerhalb der Mannschaft war. Wir können als Trainer nicht alle zwölf Spieler glücklich machen, dennoch ist da viel Vertrauen in uns.

    Otto: Der ausgeglichene Kader. Wir spielen international mit der größten Rotation, sodass die Verantwortung auf vielen Schultern lastet. Andere Nationen spielen teilweise nur mit acht Spielerinnen. Das kann sich zum Ende eines Turniers positiv für uns auswirken. Außerdem hat die Mannschaft eine hohe Motivation zu lernen und auf dem Feld alles zu geben. Wir haben eine gute Mischung aus viel Erfahrung und jungen Talenten in unserer Mannschaft.

    Wer werden die schwersten Kontrahenten?

    Zeltinger: Wir haben in der Vorrunde mit Kanada einen Favoriten auf den Titel, mit Iran einen sehr unangenehmen Gegner, gegen den wir bei den Paralympics in Rio 2016 das Auftaktspiel verloren haben. Dann gilt die USA als Paralympicssieger als Favorit auf den Titel, dann noch Großbritannien, Türkei, Australien.

    Otto: Holland ist der WM-Favorit. Dann haben China und Kanada gute Medaillenchancen. Dahinter sehe ich Mannschaften wie England, Australien, USA und unsere Mannschaft auf Augenhöhe. Alle diese Teams können an guten Tagen um Medaillen spielen. Diese sieben Mannschaften sowie Frankreich sehe ich im Achtelfinale. Danach wird besonders auch die Tagesform entscheiden.

    Was macht für Sie den Reiz von Rollstuhlbasketball aus?

    Zeltinger: Rollstuhlbasketball ist absoluter Leistungssport. Der Rollstuhl ist ein Sportgerät, mit dem unsere Athleten wahnsinnig akrobatisch umgehen können. Es ist darüber hinaus ein sehr taktisches Spiel, fast schachähnlich. Wir können weniger eins gegen eins spielen als im Fußgängerbasketball,sondern sind darauf angewiesen, dass wir füreinander arbeiten, Blöcke stellen und uns in Position bringen. Es ist ein absoluter Mannschaftssport.

    Otto: Es ist die besondere Art, Basketball zu spielen, da man neben dem Ball auch noch das Sportgerät – den Rollstuhl – beherrschen muss. Alles zusammen erfordert höchsten koordinativen Anspruch. Ich halte den Sport für den interessantesten paralympischen Mannschaftssport, weil die Sportart alles bietet – Kampf, Athletik, Action mit den Stuhlkontakten, aber auch Eleganz, den Stuhl zu beherrschen und häufig auch Spannung pur.