Rollstuhlbasketball-WM Das größte Behindertensport-Event nach den Paralympics

    Za-Donk! Seit Wochen hängen die Plakate mit den Manga-Rollstuhlbasketballspielern überall in der Stadt und in weiteren deutschen Metropolen. Za-Donk! Was soll das? So ein Quatschwort! Dann hören wir doch mal in uns hinein, sprechen es uns laut vor, „Za-Donk“, und plötzlich verstehen wir die Idee: „Es ist das Geräusch eines Basketballs beim Auftippen“, erklärt Organisationschef Anthony Kahlfeldt, „wir brauchten einen Slogan, der weltweit verständlich ist.“

    Za-Donk! Der Ball prallt, er klingt dabei überall gleich, rund um den Erdball. Und überall fasziniert die Kugel. 16 Männer- und zwölf Frauenteams aus 19 Nationen spielen im Inselpark in Wilhelmsburg um den WM-Titel (16.–26.8.). Es ist das größte Behindertensportereignis der Welt nach den Paralympics. Es ist die bedeutendste WM, die Hamburg 2018 ausrichten darf. „Zum Vergleich, wir haben 94 Spiele von 28 Teams in elf Tagen“, sagt Kahlfeldt, „bei der Fußball-WM waren es 64 Partien von 32 Teams in vier Wochen.“

    Das erfordert eine große logistische Leistung. Rund um die barrierefreie edel.optics.de-Arena, in der neben den Towers auch die BG Baskets des HSV ihre sportliche Heimat haben, entsteht nicht nur ein zweites Spielfeld, sondern zahlreiche Attraktionen, eine große Showbühne, Mitmachangebote. Kahlfeldt: „Wir wollen die Menschen nach Wilhelmsburg locken und ihnen die Faszination dieses tollen Sports nahebringen.“

    2016 im Rahmen der Paralympischen Spiele in Rio de Janeiro hatte Hamburg den Zuschlag für das Turnier erhalten und sich dabei gegen Tokio, Dubai und Los Angeles durchgesetzt. Entstanden ist die Idee ursprünglich im Rahmen der Hamburger Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele für 2024, und auch nachdem die Bürger sich gegen die Ausrichtung dieser Sportfeste entschieden hatten, hielten der Senat und der Internationale Rollstuhlbasketball-Verband (IWBF) an den WM-Plänen fest. Immerhin mit drei Millionen Euro unterstützt die Stadt das Ereignis (fünf Millionen Euro Etat). „Wir erwarten eine gastfreundliche Ausrichterstadt“, sagt Ulf Mehrens, der IWBF-Präsident, der sich besonders für das Turnier in seiner Heimatstadt starkgemacht hat und dem Senat die Ausrichtung angeboten hatte.

    Rollstuhlbasketball ist eine noch recht junge Sportart. Die Geschichte beginnt nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs zeitgleich in den USA und Großbritannien. Ehemalige Basketballer, die trotz ihrer Kriegsverletzungen ihren Sport weiterführen wollten, entwickelten das Spiel. So wurden in Militärkrankenhäusern erste Spiele organisiert.

    Die Verbindung zu Krankenhäusern oder Reha-Kliniken ist immer noch eng. Viele Spieler erhielten den ersten Kontakt zu dem Sport nach einem Unfall in einer Klinik der Berufsgenossenschaften. Eine zentrale Aufgabe der gesetzlichen Unfallversicherung ist es schließlich, Menschen nach einem Arbeitsunfall oder einer Berufskrankheit „mit allen geeigneten Mitteln“ zu rehabilitieren und wieder in das Berufsleben einzugliedern. Sport ist dabei immer Teil jeder erfolgreichen Rehabilitation. So arbeiten auch Hamburgs bekannte Behindertensportlerinnen wie Edina Müller, Anne Patzwald oder Maya Lindholm in der Klinik in Hamburg-Boberg und sind zugleich Motivatoren und Vorbilder für ihre Patienten.

    Ein Meilenstein für die Entwicklung des Spiels war die Einführung des Klassifizierungssystems mit Beginn der Saison 1984/85. So wurde auch anderen Behinderten – wie Amputierten – die Möglichkeit gegeben, Zugang zum Sport zu bekommen. Die Rollstühle sind bis zu 5000 Euro teure Hightech-Geräte, die gleichermaßen dynamisch und robust sind.

    Das Spiel gehört seit Rom 1960 zum Programm der Paralympischen Spiele. Deutsche Mannschaften waren dabei durchaus erfolgreich. Der Höhepunkt war der Gewinn der Goldmedaille der deutschen Frauen 2012 in London. Die deutsche Bundesliga gilt als beste Liga der Welt, zahlreiche internationale Topstars spielen hier. Die Spitzenspieler verdienen weltweit längst ihr Geld mit dem Sport.

    Rollstuhlbasketball wird in 80 Ländern ausgeübt und rund 25.000 Aktive (Behinderte und nicht behinderte Athleten). In Hamburg könnten sich 160.000 Menschen mit Behinderung sportlich betätigen, nur 19.000 tun es derzeit. „Wir wollen mit dieser WM ein Zeichen setzen an die Menschen mit Behinderung, sich noch stärker mitreißen und motivieren zu lassen, aktive Sportlerinnen und Sportler zu werden“, sagte Hamburgs Sportsenator Andy Grote. Za-Donk!

    Teilnehmer: Algerien, Argentinien, Australien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Iran, Italien, Japan, Kanada, Marokko, Niederlande, Polen, Spanien, Südkorea, Türkei, USA.