Kempten.

Das alte, holzverkleidete Bahnwärterhaus im allgäuischen Stil stand im schützenden Schatten hoher Bäume, ein Gartenzaun umgab es. Für den 76 Jahre alten Hausbesitzer aus Lindau am Bodensee war es jedoch kein sicherer Ort.

Es war im März vergangenen Jahres, als er hier einen Einbrecher ertappte. Für den Rentner das Todesurteil. Die Situation eskalierte, der heute 38-jährige Eindringling brach ihm den Kiefer, erwürgte ihn, zündete daraufhin das Haus an, um Spuren zu verwischen. Draußen, so die Staatsanwaltschaft, soll ein heute 27-Jähriger im Fluchtauto gewartet haben.

Am Dienstag verurteilte das Landgericht Kempten den Hauptangeklagten wegen Mordes, Brandstiftung und Einbruch zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung. Die stumpfe Gewalt bei dem lange geplanten Einbruch und die anschließende Feuerlegung schlössen eine Panikreaktion aus, so ein Gerichtssprecher. Der zweite Verdächtige wurde freigesprochen.

Es war eine Tat, die die sonst so friedliche Region erschütterte und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung ins Wanken brachte. Eine Sonderkommission ermittelte monatelang. Die Tatsache, dass der Täter einer rumänischen Bettelbande angehörte, heizte die Diskussion zusätzlich an. Die Plädoyers am letzten der sechs Verhandlungstage spiegelten das wider: „Wären wir in einem Film, dann würde hier ein Galgen stehen. Und der Einzige, der hängen würde, wäre der Angeklagte“, eröffnete die Anwältin des Hauptangeklagten ihr Plädoyer. Sie wollte einen Freispruch für ihren nicht geständigen Mandanten erreichen, den DNA-Spuren und Zeugenaussagen jedoch überführten.

Der Verurteilte ist laut Staatsanwalt ein „Berufsverbrecher seit seiner Kindheit“. Elf Jahre saß er schon ein, wegen Körperverletzung oder Vergewaltigung – alles begangen während vorheriger Einbrüche. Nun war er auf Bewährung frei. Die Frage, wie lange sich der Rumäne schon in Deutschland aufhält, wollte der Gerichtssprecher nicht beantworten.

Der 38-Jährige habe zwar eine Persönlichkeitsstörung, sagte Richter Gunther Schatz in seiner Urteilsbegründung, vermindert schuldfähig aber sei er nicht. Er sei zudem „der Gefährlichste, der in den letzten Jahren hier gesessen ist“ und nicht therapierbar. Straftaten seien für ihn etwas ganz Gewöhnliches: „Wenn er stiehlt, ist er normal.“ Er sprach von einer gänzlich „sinnlosen Tat“.

In seinem 20-minütigen teils wirren Schlusswort beteuerte der Verurteilte erneut, nichts mit der Tat zu tun zu haben, „die von anderen begangen wurde“. Die schwer verständliche Stellungnahme nimmt Richter Schatz als weiteren Beleg für den unheilbar kranken Geisteszustand des Täters.

Als das Haus seines Opfers lichterloh brannte, glaubten die Einsatzkräfte tatsächlich zunächst an ein Unglück. Es stellte sich jedoch heraus, dass der leblose Hausbesitzer noch vor dem Brand getötet wurde. Denn in seiner Lunge fanden die Ärzte keinen Ruß. Die Sonderkommission befragte 150 Anwohner. DNA-Spuren auf am Tatort zurückgelassene Kleidungsstücke führten zu dem 38-Jährigen, der eine Woche nach dem Verbrechen auf einem Supermarktparkplatz in Ulm festgenommen wurde.

Auch Tochter hörte verdächtige Geräusche

Die weiteren Ermittlungen erwiesen sich dennoch als kompliziert. Der Verdächtige verweigerte nicht nur die Aussage, sondern wollte bei der Festnahme auch einem Dolmetscher nicht zuhören, wie örtliche Medien berichteten. Zeugen sprangen ab, wohl weil sie eingeschüchtert wurden. Eine Zeugenaussage konnte nicht verwendet werden, weil ein Polizist dem Mann 50 Euro für Essen und Zigaretten gegeben haben sollte.

Auch die Tochter hatte im Laufe des Prozesses als Zeugin ausgesagt, wie die „Schwäbische Zeitung“ berichtete. An seinem letzten Tag habe sie ihren Vater daheim besucht und dabei zweimal verdächtige Geräusche gehört. Sie habe nachgesehen, aber dabei nichts Ungewöhnliches feststellen können. „Mein Vater war krank, aber lebensfroh“, sagte sie.