Freiburg.

Nach den Urteilen im Missbrauchsprozess am Landgericht Freiburg fordern Fachleute, weitere Konsequenzen aus dem Fall zu ziehen. „Der Staat muss auch Behördenmitarbeiter besser ausbilden, damit künftig sichergestellt ist, dass unschuldige Kinder perversen Kriminellen nicht ausgeliefert sind - schon gar nicht über einen längeren Zeitraum“, sagte die Bundesgeschäftsführerin der Opferhilfsorganisation Weißer Ring, Bianca Biwer, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ („NOZ“).

Außerdem müsse Kindern durch Präventionsarbeit vermittelt werden, dass sie das Recht hätten, Nein zu sagen. „Viele glauben: Was im eigenen Zuhause passiert, soll nicht nach außen dringen. Was in der Familie passiert, geht Außenstehende nichts an. So etwas ist natürlich fatal und kann dramatische Konsequenzen nach sich ziehen.“ Ein Paar aus dem badischen Staufen hatte einen heute Zehnjährigen mehr als zwei Jahre vielfach vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen. Die 48 Jahre alte Mutter wurde am Dienstag vor dem Landgericht Freiburg zu zwölfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Gegen ihren 39 Jahre alten Lebensgefährten verhängten die Richter eine Strafe von zwölf Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung. Das Kind war über das Darknet, einen anonymen Bereich des Internets, an Männer aus dem In- und Ausland verkauft worden.

Der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch, forderte anlässlich des Falls die Einführung der Vorratsdatenspeicherung. „Jeden Tag gehen beim Bundeskriminalamt Hinweise auf den sexuellen Missbrauch von Kindern ein“, sagte Münch der „Berliner Zeitung“. „Darunter sind Bilder und Videos, auf denen Kinder oder sogar Babys schwer missbraucht werden.“ In vielen Fällen sei der einzige Hinweis auf den Täter die IP-Adresse seines Computers. „Doch den Ermittlerinnen und Ermittlern sind häufig die Hände gebunden“, beklagte der BKA-Präsident. Die Kriminalpsychologin Lydia Benecke sagte der „NOZ“ außerdem, Frauen als Sexualstraftäterinnen würden selbst von Fachleuten nur selten erkannt.