Gewiss, Eppendorf war früher turbulenter, auch lauter vor 40, ja vor fast 50 Jahren. Stichwort Hamburger Szene, rund ums ehemalige Onkel Pö. Die Eppendorfer Landstraße, die fast bis zum „Pö“ führte, kann jetzt alltags mitunter noch immer recht laut sein – wenn sich HVV-Busse und Autos hindurchquälen.

Davon jedoch ist an diesem sommerlichen Ferientag wenig zu spüren. Erst recht nicht, wenn man in den Woldsenweg geht, eine kleine Seitenstraße. Einige Meter entfernt von Eppendorfs Einkaufs- und Flaniermeile stehen unter weißen Schirmen kleine Metalltische mit Stühlen. Drinnen, vor dem Tresen, dominieren Bistrotische und weiße Holzstühle, weiter hinten gemütliche Sessel im skandinavischen Design.

So kann es also auch aussehen, ein Café und Bistro, das mal nicht zu einer die Innenstädte und begehrten Stadtteile überziehenden Ketten gehört. Stääbchens heißt dieses – Inhaberin Anja Staab hat es nach ihrem Spitznamen benannt und ist froh, ihr erstes Jahr nach Eröffnung des Cafés („Die härteste Zeit meines Lebens“) im März 2017 gemeistert zu haben. Die in Franken aufgewachsene Gas­tronomie-Quereinsteigerin aus München – zuvor in der Welt der Flugsicherung und IT-Systeme zu Hause – hat seit der Landung in Hamburg eine kleine Crew von Menschen um sich formiert, die sie tatkräftig unterstützt.

Allen voran Koch Michele und Servicekraft Paola. Die beiden Italiener verkörpern quasi den wechselnden Mittagstisch mit im doppelten Sinn südländischer Note. Dass der an diesem späten Freitagmittag favorisierte Nudelsalat mit Kirschtomaten und Rucola (8,90 Euro) schon aus ist, quittiert sie mit einem Lächeln. Also fällt die Wahl auf die Alternative für Eppendorf, den bunten Antipasti-Teller, lieber erst mal in der kleinen (6,90) anstatt in der großen Version (10,90 Euro). Nach der bei der Hitze obligatorischen Apfelschorle (0,3 l zu 3 Euro) für den neuen Gast bedient Paola mindestens so herzlich „Elli“ – bei dem Bullterrier einer Stammkundin tut’s auch ein frischer Napf mit Wasser.

Auf dem Antipasti-Teller erweisen sich die zwei großen Auberginen-Scheiben (gefüllt mit Tomatencreme) als äußerst delikat, auch der anfangs recht schwer definierbare Avocado-Tomatensalat – „mit Limette und Joghurt“, wie Paola auf Nachfrage erläutert – mundet, und das köstliche selbst gebackene salzige Focaccia auf dem Extrateller passt sogar zu den Linsen. Nur der Thunfisch auf dem Antipasti-Teller bleibt liegen – Geschmackssache. Paola nimmt auch das mit einem Lächeln. Umso besser schmeckt nach einer Wartepause der nachbestellte Mozzarella-Tomate-Toast mit frischem Basilikum (3,89 Euro).

Auf hausgemachte Aufstriche legt Anja Staab viel Wert, ebenso auf kleine Höhepunkte wie den frisch geriebenen Zimtapfel mit Quarkcreme (4,90 Euro) sowie vegane oder glutenfreie große Frühstücke (12,50 bzw. 12,90 Euro). Und die Chefin möchte ihr Café weiter öffnen, etwa für Akustikkonzerte, Ausstellungen (eine eröffnet am 22.9.) oder Sprachkurse. Ein solcher auf Italienisch läuft bereits seit Frühjahr, jeweils donnerstags ab 18 Uhr – natürlich geleitet von Paola, der Frau mit dem Lächeln. Auf Spendenbasis, im ruhigen hinteren Bereich.

Stääbchens Café & Bistro montags 9 bis 18 Uhr, dienstags bis sonnabends 9 bis 20 Uhr, sonntags 10 bis 18 Uhr, Woldsenweg 1, T. 50 03 45 67