Hamburg. Kassen und Versicherungen wollen, dass Kranke digitale Akten selbst verwalten. Zahnersatz aus 3-D-Drucker?

    Arztbriefe und Röntgenbilder auf dem Handy; Apps, die Patienten warnen, und künstliche Intelligenz gegen tückische Krankheiten wie Krebs: Führende Vertreter von Krankenversicherungen fordern im Hamburger Abendblatt eine schnellere Digitalisierung des Gesundheitswesens.

    Davon würden gesetzliche wie privat Versicherte profitieren, sagen Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK), und Eberhard Sautter, Chef der HanseMerkur. Baas sagt, selbst die baltischen Staaten hätten Deutschland abgehängt. „Das Kernproblem heißt immer noch: Wo liegen die Daten? Es gibt keine zentrale Stelle, wo Patienten ihre Gesundheitsdaten ablegen und jederzeit darauf zugreifen können! Dieses Problem lässt sich nur mit einer elektronischen Gesundheitsakte lösen.“ Sautter sagt: „Man muss den Nutzen von großen Datenmengen für den Patienten begreifbar machen, um eine deutlich höhere Akzeptanz beim Verbraucher zu erlangen. Die nächste medizinische Revolution wird von den Daten getrieben werden.“ Krankheiten könnten in Zukunft früher vorhergesagt werden. Sogar Kosten ließen sich sparen. Sautter: „Den Zahnersatz wird bald ein 3-D-Drucker herstellen, das wird günstiger. Grundsätzlich sind bei Hilfsmitteln starke Kostensenkungen aufgrund technischer Entwicklungen möglich.“

    Allerdings warnen Baas und Sautter vor Gesundheitsprojekten von Google, Facebook oder Amazon. Die US-Konzerne würden nicht im Sinne der Patienten handeln und Profit aus Daten schlagen, die man ihnen zur Verfügung stelle.

    Bei der Frage, ob gesetzlich oder privat Versicherte es besser hätten, waren sich beide – naturgemäß – uneinig. Sautter sagt, die freie Arzt- und Krankenhauswahl seien ausschlaggebend für viele Patienten. TK-Chef Baas weist auf steigende Kosten für die private Versicherung Älterer hin und sagt: „Teilweise bekommen gesetzlich Versicherte sogar die bessere Versorgung.“

    Seite 10 Das große Doppelinterview