Schlag nach bei Shakespeare? Vorsicht, seine Texte könnten Ihre Gefühle verletzen

    Achtung! Der folgende Text könnte Sie schockieren. So, jetzt ist der Forderung Genüge getan, die sich an den Universitäten der westlichen Welt seit Jahren verbreitet. Immer mehr StudierendenInnen (oder wie das korrekt heißt) monieren nämlich Sexismus, Rassismus und Gewalt in der Literatur. Vor allem natürlich bei Shakespeare.

    Und wenn dann plötzlich in Venedig ein Mohr auftaucht oder Dutzende Senatoren den armen Julius Caesar perforieren, dann fühlt sich manch Nachwuchs-Intellektueller traumatisiert. Deshalb wollen sie „trigger warnings“, also behutsam darauf vorbereitet werden, dass im dritten Akt Blut fließt.

    Das ist nur leider kontraproduktiv – denn eine Studie ergab, dass gewarnte Leser erst recht in Angstzustände geraten. Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung also. Und da bleibt wohl nur noch ein Ausweg: den Text umschreiben! Ist doch auch viel kuscheliger, wenn Macbeths Weib, äh, Gemahlin, ihn drängt, König Duncan zum Thronverzicht zu überreden, statt ihn zu ermorden. Dann müsste auch nicht so viel gelesen werden, denn nach dem ersten Akt wäre die Geschichte schon wieder vorbei.

    Der Mohr wiederum würde zum venezianischen Edelmann mit Migrationshintergrund. Allerdings dürfte er weder rasend eifersüchtig sein noch so dämlich, auf Jagos Intrigen hereinzufallen, denn damit werden ja nur üble Rassen-Klischees bedient. Das Stück braucht man also gar nicht mehr zu lesen, da soeben jegliche Handlung getilgt wurde.

    Vielleicht ist dies ja das eigentliche Ziel der vermeintlichen Weicheier: Sie wollen sich um die Arbeit (des Lesens und Interpretierens) drücken – damit sie mehr Zeit für Netflix und Co. haben. Dort schauen sie dann friedliche Serien wie „Game of Thrones“ oder „Walking Dead“.