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Dramatischer Zwischenfall während einer Arktis-Rundreise des Kreuzfahrtschiffs „MS Bremen“. Ein deutsches Crewmitglied wurde am Sonnabend auf einer zu Spitzbergen gehörenden Insel von einem Eisbären angegriffen und schwer am Kopf verletzt. Der 41-Jährige kam zur Behandlung ins Krankenhaus. Am Sonntag hieß es, er sei ansprechbar und außer Lebensgefahr. Der Eisbär wurde erschossen.

Bei dem Verletzten handelt es sich um einen sogenannten Eisbärenwächter. Diese sollen bei Arktis-Kreuzfahrten dafür sorgen, dass Passagiere bei Ausflügen gefahrlos an Land gehen können. Laut dem Veranstalter, der deutschen Reederei Hapag-Lloyd Cruises, sind an Bord der Schiffe bis zu fünf solcher Wächter. Sie seien speziell ausgebildet und bewaffnet.

Zum genauen Hergang der Attacke auf der unbewohnten Insel Parryøya gab es auch am Sonntag noch widersprüchliche Darstellungen. Laut Hapag-Lloyd passierte der Vorfall, als die Wächter eine Landstation zur Absicherung eines Landgangs einrichten wollten. Die Passagiere seien noch an Bord der „MS Bremen“ gewesen. In norwegischen Medienberichten hieß es dagegen, die Attacke habe sich ereignet, als eine Touristengruppe in einem kleinen Boot auf der Insel anlandete.

Der verletzte Eisbärenwächter wurde nach dem Angriff zunächst auf die „MS Bremen“ gebracht. Ein Hubschrauber flog ihn von dort nach Long-yearbyen, dem größten Ort und Verwaltungssitz der arktischen Inselgruppe. Dort befindet sich ein kleines Hospital. Zur weiteren Behandlung wurde der 41-Jährige noch am Sonnabendabend in die Universitätsklinik Tromsø geflogen. Tromsø liegt fast 1000 Kilometer weiter im Süden an der Nordküste Norwegens.

Der Gouverneur von Spitzenbergen veröffentlichte am Sonntag ein Foto, das den erschossenen Eisbären am Strand der Insel zeigt. Die Sprecherin von Hapag-Lloyd Cruises, Negar Etminan, sagte dieser Redaktion, der angegriffene Eisbärenwächter habe das Tier nicht sehen können, weil es sich hinter einem Felsen befunden habe. Die Kollegen des Mannes hätten versucht, den Bären zunächst noch mit Warnschüssen zu vertreiben. Erst danach hätten sie aus „Gründen der Notwehr“ das Tier getötet.

Behörden warnen regelmäßig vor Gefahr durch Eisbären

Es war nicht das erste Mal, dass Menschen auf Spitzbergen von Eisbären angegriffen werden. Die Behörden warnen regelmäßig vor der Gefahr, die von den Raubtieren ausgehen kann. Anfang Juni dieses Jahres war ein Eisbär auf Spitzbergen in ein abgelegenes Hotel eingedrungen. In dem Gebäude befanden sich 14 Menschen, darunter neun Gäste. Laut der örtlichen Zeitung „Svalbardposten“ war der Bär in einen Vorratsraum eingedrungen. Als Mitarbeiter des Polarinstituts mit dem Hubschrauber anrückten, flüchtete das Tier durch ein Fenster.

Im Jahr 2015 verletzte ein Polarbär einen Tschechen, der dort eine totale Sonnenfinsternis beobachten wollte. Die letzte tödliche Attacke eines Eisbären geschah 2011, als ein britischer Student ums Leben kam.

Hapag-Lloyd Cruises wirbt für die Reisen nach Longyearbyen mit dem Versprechen, die Passagiere könnten dort „Arktis pur“ erleben. „Wo Eisbären die Wildnis regieren“, heißt es auf der Webseite, „bestimmt die Natur den Verlauf ereignisreicher Tage.“ Eine zehntägige Reise mit der „Bremen“, die 160 Passagiere mitnehmen kann, kostet mindestens 5810 Euro.